Zugspitz-Supertrail XL – erster Versuch 21.06.2014

Es gibt für alles ein erstes Mal. Das gilt leider auch für einen Wettkampf, den man abbrechen muss. Verdammt schade, dass mir das gerade an der Zugspitze passieren musste. Aber der Reihe nach.

Schon lange hatte ich mit einem Start am Zugspitz-Ultratrail geliebäugelt, wobei ich mich nie an den „echten“ Ultra mit 100 km heran getraut hätte. In den vergangenen Jahren gab es aber den Supertrail mit 67 km und den wollte ich eigentlich mal laufen. Dieses Jahr wurden aber 4 Strecken angeboten: der Ultratrail mit 100 km und 5.420 Hm, der Supertrail XL mit 79,3 km und 4.156 HM, der Supertrail mit 60,7 km und 2.973 HM und schließlich der Basetrail mit 36,1 km und 1.893 Hm. 60 km erschienen mir zu wenig, also hab ich mich für den Supertrail XL angemeldet, wohl wissend, dass ich noch nie so viele Höhenmeter an einem Tag zurückgelegt hatte.

Es ist das Fronleichnam-Wochenende und wir fahren schon am Donnerstag nach München, um bei herrlichem Wetter endlich mal die Surfer am Eiskanal zu besichtigen. Ziemlich cool, wie die die stehende Welle reiten.

Am Freitag ist dann wie vorhergesagt ziemliches Regenwetter angesagt, aber für den Lauftag sind die Vorhersagen wieder sehr gut. Bei der Abholung der Unterlagen in Grainau sind Tafeln aufgestellt, wo man sich auch als Analphabet vergewissern kann, ob man die Pflichtausrüstung dabei hat. Bei dieser Gelegenheit treffen wir auch Eva und Wolfgang, die wir in Zürich kennengelernt hatten. Sie hat sich noch kurzfristig vom Basetrail auf den Supertrail umgemeldet, den auch Wolfgang läuft.

Bei der Pastaparty abends unter einem Zeltdach sitzen wir dann mit der „Trailhexe“ Elke zusammen und passen auf, nicht von den Peitschen der Goaßlschnalzer getroffen zu werden. Elke, die erst vor 2 Wochen den sehr harten Keufelskopf-Ultra gelaufen ist, wollte eigentlich hier den Basetrail machen. Jetzt eröffnet sie uns die Überraschung, dass sie auf den Ultratrail umgemeldet hat. Ich will es nicht glauben und erkläre sie für total verrückt.

Nach einem doch recht langatmigen Briefing durch den Streckenchef Christoph sehen wir zu, dass wir zu unserem Quartier in Ehrwald kommen (der Supertrail XL startet in Ehrwald). Ab ins Bett, denn der nächste Tag wird lang. Ich rechne mir aus, dass ich bei einem Schnitt von 10,5 – 11 Minuten pro Kilometer etwa 14 Stunden brauchen würde und damit gerade noch mit dem letzten Tageslicht das Ziel erreichen müsste. Es ist schließlich der längste Tag des Jahres. 14 Stunden – so lang bin ich auch noch nie gelaufen, mein längster Lauf bisher waren die 100 km von Biel in 2005, wo ich 11:52 gebraucht habe. Aber dort waren kaum Höhenmeter dabei.

Der nächste Tag beginnt neblig aber trocken. Das Wetter verspricht hervorragend zu werden. Wir starten erst um 8:00 Uhr (der Ultratrail um 7:15, der Supertrail um 9:00 und der Basetrail um 10:00 – alle gehen von unterschiedlichen Startorten auf die gleiche Strecke und alle enden in Grainau in dem Zelt, in dem am Vorabend die Pastaparty war), können also fast ausschlafen. Nach der obligatorischen Kontrolle der Pflichtausrüstung (die Organisation von Plan B ist wie immer erstklassig!) treffe ich auf Horst, den ich letztes Jahr beim Transalpine kennengelernt habe. Er will nach diesem Wettkampf zurück nach Hause in Baden-Württemberg laufen – 531 km in 3 Wochen, ein Benfizlauf für ein Kinderhilfswerk. Für den heutigen Lauf ist er skeptisch: zu viele Kilos auf den Rippen. Na ja, in etwas abgeschwächter Form gilt das auch für mich.

Pünktlich um 8:00 dann der Startschuss und 144 Teilnehmer werden auf die Reise geschickt. Bei dieser Strecke ist das Teilnehmerfeld mit Abstand am dünnsten (Ultratrail: 683, Supertrail: 389, Basetrail: 648). Das hat den Vorteil, dass es keinerlei Staus geben wird.

Wir laufen zunächst ein paar hundert Meter auf Asphalt in Richtung Talstation der Ehrwalder Almbahn. Die Teilnehmer machen ziemlich Tempo. Ich halte mich sehr zurück und bin gefühlt gleich am Ende des Feldes. Kurz vor der Talstation biegen wir dann ab auf den ersten Trail und steigen erst mal ziemlich steil auf. Kurz darauf, nach etwas über 2 km kommen wir bereits an die Einmündung des Ultratrails und befinden uns ab nun auf der Hauptstrecke.

Der Pfad endet auf einem Forstweg, wo das Ärzteteam mit ihren Fahrzeugen zuschaut. Ich rufe noch: „wenn ich gewusst hätte, dass man hierher fahren kann …“ und laufe wieder los. Kurze Zeit später das erste Kilometerschild.

Bei Plan B werden die Kilometer immer runter gezählt. Also noch 75 km bis ins Ziel. Diese Vorstellung verdränge ich erst mal und konzentriere mich vorerst darauf, die Läuferin vor mir einzuholen. Das ist Andrea, mit der wir vor dem Start kurz ein paar Worte gewechselt haben. Bis zur ersten Versorgungsstelle (V3, da die Ultras bereits 2 Stück hinter sich haben) gehe und laufe ich mit ihr zusammen hoch. Für sie ist es das erste Mal, dass sie so weit läuft, aber sie ist sehr guter Dinge.

Wir lassen uns ziemlich viel Zeit an der bestens ausgestatteten Versorgungsstelle (gesalzene Tomaten und Gurken, sowie Salami – lecker!). Es gibt dieses Jahr erstmals keine Plastikbecher. Dafür hat jeder Teilnehmer einen Faltbecher bekommen, über den viele fluchen, weil er gern wieder zusammenklappt – mitsamt Inhalt – und zu klein ist. Gut, dass ich zusätzlich meine kleine Trinkflasche mitgenommen habe, die viel praktischer ist. Der Faltbecher bleibt das gesamte Rennen im Rucksack verstaut. Das Ganze ist aber eine prima Idee von Plan B, weil so der Müll auf der weiteren Strecke praktisch auf null reduziert wird.

Ich komme jetzt immer besser ins Rollen und laufe Andrea auf und davon. Der Forstweg geht noch bis zur nächsten Berghütte und dann wird es langsam ernst: ein steiler, felsiger Pfad schlängelt sich am Berghang hoch zum Feldernjöchl, unserem ersten Gipfel am heutigen Tag.

Mit 2.045 Metern haben wir die 2000er Grenze zum ersten Mal geknackt. 10,8 km und 1.150 Hm waren es bis hierher, in knapp 2 Stunden.

Zur gleichen Zeit ist Kerstin in Mittenwald, um den Start des Basetrails mitzuerleben. Nachdem Eva und Elke umgemeldet haben, bleibt nur noch ein Bekannter übrig: Kerstins Kollege Bodo läuft seinen ersten Trail und ist entsprechend nervös. Kerstin entdeckt dann noch ein bekanntes Gesicht vom Team „Francesco“ aus Lauf (der war letztes Jahr beim Transalpine dabei).

Derweil geht es bei uns kurz und steil runter und wir überqueren das einzige von 2 „Schneefeldern“ an diesem Tag. Da es in den letzten Wochen so warm und trocken war, hält sich der Schnee absolut in Grenzen. Das habe ich hier oben schon ganz anders erlebt.

Nach der Mulde müssen wir – natürlich – wieder auf dem direkten Weg nach oben zum höchsten Punkt der gesamten Strecke (2.200 Meter). Das Wetter ist jetzt sehr schön geworden, auch wenn es ein wenig windig ist auf diesem Berggrat. Die Ausblicke auf die umgebenden Berge sind wie immer atemberaubend.

Übers „Steinerne Hüttl“ geht es abwärts zur Rotmoosalm und anschließend wieder steil bergauf zum dritten Gipfel, den ich irgendwie nicht mehr auf der Rechnung hatte und mir einbilde, dass das schon das Scharnitzjoch ist. Ein Blick auf die Uhr verrät aber, dass das nicht sein kann: noch keine 3 Stunden unterwegs. Beim anschließenden langen, aber nicht ganz so steilen Downhill lasse ich es so richtig laufen. Trotzdem ertönt von hinten ein kurzer Ruf „Vorsicht!“ und ein kleiner Bergfloh fliegt an mir vorbei. Wahnsinn: etwas über 3 Stunden und der erste Ultraläufer hat mich schon überholt! Ein Streckenposten meint: 20 Minuten vor der Zeit. Ich bin so perplex und er ist so schnell verschwunden, dass ich noch nicht mal ein Bild machen kann.

Auf dem weiteren Abstieg bis zur Hämmermoosalm komme ich gut voran. Hier ist die nächste Versorgungsstelle und das nächste Zeitlimit mit 5:15 Stunden. Ich komme nach 3:45 an, also kein Problem. 20,5 km und 1.500 Hm sind geschafft und ich schaue sorgenvoll auf meinen Kilometerschnitt, der momentan bei etwas über 11 Minuten liegt. Und der Aufstieg zum Scharnitzjoch (2.048 Meter hoch) kommt jetzt erst noch. Das wird nichts mit den angepeilten 5:45 bis 6:00 bis zum Hubertushof, wo ich dann auf Kerstin treffen werde.

Beim Aufstieg zum Scharnitzjoch liegen erst mal Ziegen im Weg, das ist aber kein Problem. So nach und nach überholen immer mehr Ultraläufer (der zweite hat 50 Minuten Rückstand auf den ersten – jetzt schon!). Unglaublich, dass die hier bergauf noch laufen können. Aber irgendwann geht dann doch jeder. Der Gipfel scheint in unendlich weiter Ferne, aber schließlich ist es doch geschafft.

Jetzt kommt ein ganz langer Downhill mit einem kurzen Gegenanstieg bis zum Hubertushof in Raindlau (fast 8 km und 1.100 Hm runter). Ziemlich erledigt komme ich unten nach gut 6,5 Stunden an. Auf 34 km haben wir mit 2.200 Hm schon mehr als die Hälfte der Höhenmeter bewältigt. Kerstin wartet schon einige Zeit auf mich.

Hier ist ein ärztlicher Checkpunkt. Wer den Ärzten nicht gefällt, wird hier aus dem Rennen genommen. Ich bin zwar etwas erschöpft, aber es geht noch ganz gut. Meine Marschroute hab ich nicht ganz einhalten können, bin aber immer noch gut im Rennen. Jetzt heißt es erst mal ordentlich versorgen (Kerstin hat mir eine Cola mitgebracht), etwas mit den anderen scherzen und dann mach ich mich auf, die nächsten 8 km fast eben zu laufen.

8 km laufen? Um Gottes Willen! Ein Trailer geht viel lieber stundenlang bergauf und läuft dann ein paar Minuten wieder bergab. Aber auf der Ebene laufen? Das ist jetzt verdammt anstrengend, zumal die Sonne brennt und es ziemlich warm ist (wir befinden uns ja auch auf nur 1.000 Metern Höhe). Außerdem verspüre ich ein gewisses Grummeln und muss mich erst mal in die Büsche schlagen. Beim Weiterlaufen stört irgendetwas am Rucksack und ich nehme ihn dreimal ab, drücke hier und da und setze ihn immer wieder auf. Schließlich ignoriere ich das Drücken. Nachdem die Trinkblase fast leer ist, drückt wahrscheinlich das Päckchen mit der Rettungsdecke. Da muss ich jetzt durch. Die erste Frau vom Ultratrail überholt mich nach gut 7 Stunden (verrückt: der erste Mann war schon nach 3 Stunden da!). Sie ist Italienerin und hat einen guten Abstand auf die Zweitplatzierte. Wie ich hinterher erfahre, ist sie auf dem Längenfelder falsch abgebogen und ist die Zusatzschleife über die Alpspitze nicht gelaufen, weshalb sie aus dem Rennen war – 8 km vor dem Ziel. Ein ganz schön dummer Fehler, der eigentlich nicht hätte passieren dürfen! Ich liefere mir ein Privatrennen mit einem Ultraläufer, der mich im Laufschritt immer überholt, dann aber wieder Gehpausen einlegen muss, bei denen ich ihn einhole. Denn ich laufe die 8 km fast vollständig durch (hätte ich vielleicht lieber nicht machen sollen), treffe am Eingang zur „Geisterklamm“ wieder Kerstin und lass mir noch mal die Cola schmecken.

Die Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland kommt nach genau 42 km. Kurz darauf ein Schild, auf dem „Ziel“ steht. Tja, leider nicht für mich. Es geht noch eine kleine Weile eben dahin, dann müssen wir noch mal steil bergauf durch ein Wäldchen zur nächsten Versorgungsstelle etwas oberhalb von Mittenwald (V6).

Ich fülle meine Trinkblase auf, schütte noch eine Cola in mich rein und schlürfe eine leckere Gemüsebouillon. Der nächste Streckenabschnitt bis zum Ferchensee geht wieder auf wunderschönen Trails steil bergauf. Kurze Geraden laden immer wieder zum Laufen ein, bergauf geht aber nichts mehr.

Der nächste Streckenabschnitt ist ziemlich nervig: ein sehr breiter geschotterter Weg, der kontinuierlich bergauf Richtung Schachen geht. Schachen kenne ich vom Trailrunning-Camp. Müssen wir da wirklich hoch? In meiner Erinnerung ist die Strecke zwischen Mittenwald und dem Abstieg zur Partnachklamm ziemlich eben. Nun – falsch gedacht! Ab und zu kann man ein Stück laufen, aber selbst die Ultras, die mich jetzt noch überholen, verfallen bei der geringsten Steigung in den Gehschritt. Nach einer nicht enden wollenden Zeit dann ein großes Stück bergab, das ich komplett durchlaufe. Zum Schachen müssen wir Gott sei Dank nicht. Noch mal hoch und dann kommt endlich der Eingang zum Kälbersteig, auf den ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe. Der Kälbersteig ist der supersteile Abstieg ins Reintal (wo die Partnachklamm beginnt) und besteht fast nur aus Stufen.

Die erste Hälfte kann ich noch beschwingt runter laufen, dann plötzlich legt irgendwer einen Schalter um. Ich bekomme keine Luft mehr und meine Beinmuskeln gehorchen mir nicht mehr. Verwundert bleibe ich stehen zum Verschnaufen, versuche wieder ein paar Schritte zu laufen – aber nichts geht mehr. Auch ein Gel und viel Wasser helfen nicht. Ich bin vollkommen erschöpft! So habe ich mich noch nie gefühlt. Ich stolpere weiter, werde jetzt ständig überholt, muss mich an einem Baum festhalten, um nicht umzukippen. Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich unten an und der dort postierte Mann von der Bergwacht lässt mich erst mal auf seiner Liege Platz nehmen. Er misst Puls und Blutdruck – ist aber alles im Rahmen. Trotzdem habe ich das Gefühl, keinen Meter mehr laufen zu können und stoppe erst mal meine Uhr. Nach einigen Minuten zwinge ich mir einen Riegel rein. Derweil sagt der Mann von der Bergwacht, er habe einen Kollegen angefunkt und der holt mich ab. Ich frage, ob der mich ins Ziel nach Grainau bringt. Antwort: „nein, der bringt Sie ins Krankenhaus“. Hoppla, nein, so schlimm ist es nun auch wieder nicht.

In der Zwischenzeit erreicht auch Simonezitrone die V6. Sie läuft den Ultra und ist auch nicht gut drauf. Im Moment ist sie noch gute 2 Stunden hinter mir.

Nach 10 Minuten rappel ich mich wieder auf, denn ich will wenigstens noch bis zur Versorgungsstelle V8 oben an der Partnachalm kommen. Auf dem steilen Weg nach oben das Schild 20 km to go. Tja, nicht für mich, denn so erschöpft werde ich nicht mehr den heftigen Anstieg zur Alpspitze in Angriff nehmen: 1.200 Meter hoch und dann 1.300 Meter extrem steil wieder runter? Den Abstieg zudem bei Dunkelheit? Ohne mich! Kurz denke ich beim Hochstapfen noch ans Weitermachen. Aber oben an der Versorgungsstelle siegt die Vernunft und ich melde mich ab. Nach einer 10-minütigen Pause lass ich noch das letzte Bild machen. Wenn ich mir das heute so anschaue, hätte ich vielleicht doch weitermachen sollen?

Die Zweifel sollen in den nächsten Tagen immer wieder kommen, zudem sich fast alle, die ich kenne, durchgekämpft haben. Dazu später mehr. Aber in diesem Moment gibt es für mich nur noch die Aufgabe. Von der Versorgungsstelle muss ich noch 2 km einen steile Straße bergab laufen, um zum „Shuttle Point“ zu kommen, wo mich etwa eine Stunde später der Bus aufsammelt – zusammen mit 3 weiteren gefallenen Mistreitern.

Auf der Rückfahrt nach Grainau zeigt der Blick auf die Berge in der Abendsonne, dass heute wirklich optimale Wetterbedingungen herrschen. Im Zielzelt wartet schon Kerstin, die sich derweil das WM-Spiel Deutschland gegen Ghana anschaut. Auf dem Bild ist auch Horst zu erkennen, der bereits nach 20 km an der Hämmermoosalm aufgegeben hat. Ein kurzes Schäkern mit der OK-Chefin Uta und dann geht’s ab zur Dusche.

Ich habe 60 km und 3.000 Hm in 11 Stunden geschafft. Eigentlich nicht schlecht, aber eben nicht gut genug. Hätte ich in dem Tempo weiter machen können, wären wohl 15 Stunden draus geworden. Wahrscheinlich wollte ich doch zu viel, gemessen an meinem Fitnessstand sowieso. Es hat sich gerächt, dass ich aufgrund von Stress im Büro und der einsetzenden Sommerhitze seit dem Rennsteiglauf keinen längeren Trainingslauf mehr machen konnte. Ich hätte dieses Rennen wohl doch defensiver angehen müssen und mich nicht darauf versteifen sollen, bei Tageslicht ins Ziel zu kommen. Witzigerweise sind 60 km und 3.000 Hm ziemlich genau die Daten des Supertrail – das wäre also heute die bessere Wahl für mich gewesen!

Und die anderen? Horst musste wie gesagt aufgeben. Auch das Team Wilder Süden mit Annette und Hans, die auf dem Ultra unterwegs waren, mussten an der Hämmermoosalm nach 8 Stunden die Segel streichen. Eva und Wolfgang haben den Supertrail bravourös gemeistert: Eva als 32. Frau in 10:46 und Wolfgang als 21. Mann (!!) in 8:15. Nicht schlecht für den ersten Trail. Bodo hat den Basetrail in 5:34 und mit zwei Stürzen als 170. Mann geschafft und festgestellt, dass Traillaufen nichts für ihn ist. Andrea schafft den Supertrail XL in 18:21 als 20. Frau. Bravo!

Aber die wahren Helden sind die Ultras: Simonezitrone kämpft sich in 20:40 als 27. Frau durch. Die unglaubliche Trailhexe kommt als 48. und damit letzte Frau in sagenhaften 25:24 ins Ziel. Und was ich gar nicht auf dem Plan hatte: auch Elisabeth, die ich beim Rennsteiglauf kennengelernt hatte, ist auf der Ultrastrecke dabei und kommt nach 25:03 als 45. Frau ins Ziel. Das ist alles unvorstellbar. Besonders beeindruckt bin ich von Trailhexe Elke. Nie hätte ich gedacht, dass sie die Zeitlimits schafft, geschweige denn, dass sie die 100 km wirklich beendet. Sie ist noch nicht mal die letzte Teilnehmerin. Nach ihr kommen noch 2 Männer ins Ziel.

Am nächsten Tag kommen wir kurz vor 10:00 Uhr nach Grainau, um die Siegerehrung zu erleben. Elkes Lebensgefährte Wolfram sitzt vor dem Kongresszentrum und überrascht uns damit, dass Elke vor kurzem ins Ziel gekommen ist (viertel vor neun) und jetzt beim Duschen sei. So können wir gemeinsam mit einer sehr müden Trailhexe die Siegerehrung verfolgen und uns alle zum Gruppenfoto aufstellen.

Gewonnen haben den Ultra bei den Männern der überragende Stephan Hugenschmidt in neuem Streckenrekord von 10:36:50 (20 Minuten unter dem bisherigen Rekord). Bei den Frauen steht nach dem blöden Fehler der bis V9 führenden Simona Morbelli nun die in der Schweiz lebende Deutsche Anne-Marie Flammersfeld auf dem Treppchen mit 13:53:21.

Die Abbruchquote war auch sehr hoch: 272 Teilnehmer von insgesamt 1864 mussten das Rennen vorzeitig abbrechen, eine Quote von 15%. Allein beim Ultra sind 182 Teilnehmer ausgestiegen. Mit mir haben weitere 25 Teilnehmer den Supertrail XL abbrechen müssen und selbst beim Basetrail gab es 21 Abbrecher. Bei den abschließenden Worten von Streckenchef Christoph bemängelt er, dass es doch einige Teilnehmer gab, die noch nie im Hochgebirge unterwegs waren. Das kann man sich hier nicht leisten.

Ich muss dann nächstes Jahr eben noch mal hierher, um diese offene Rechnung zu begleichen. Nachdem ich mich von OK-Chefin Uta verabschiedet habe, ein letztes Bild mit der sagenhaften Trailhexe und dann heißt es erst mal Abschied nehmen von der Zugspitze. Aber in zweieinhalb Wochen bin ich ja schon wieder hier ….