Thermenmarathon 02.02.2014

Der Thermenmarathon in Bad Füssing gehört seit 4 Jahren zu meinem Pflichtprogramm. In den letzten 3 Jahren bin ich dort immer den Halbmarathon gelaufen, aber letztes Jahr hab ich mir gesagt: „nächstes Jahr läufst Du mal den Ganzen!“ Das ist so früh im Jahr nicht leicht und erschwerend kam noch hinzu, dass Kerstin und ich dreieinhalb Wochen Urlaub in Mexiko hatten, erst am 15.01. zurück kamen und somit nur 2 Wochen zum Trainieren blieben.

Im Urlaub hatte ich praktisch gar nicht trainiert (von ein paar wirklich kurzen Läufen mal abgesehen), dafür umso mehr gegessen und getrunken. Höhentraining war auch nicht dabei, denn wir waren in den letzten zwei Wochen immer auf Meereshöhe. Mit gefühlten 5 kg mehr auf den Rippen hab ich dann 2 Wochen lang ein richtiges Hammertraining absolviert: insgesamt 180 km, in einer Woche waren es 125 km, davon 2 lange Läufe (30 und 35 km), ein Tempointervalltraining (10x 1000m in 4:20 – 4:40) und zwei Tempodauerläufe (in 5:30/km). Das kann ich auf keinen Fall zur Nachahmung empfehlen und es hätte auch schief gehen können. Aber ich hab’s durchgehalten und so wusste ich, dass der Marathon zu schaffen war – allerdings hab ich mir eine Zeit von höchstens 4:10 ausgerechnet, eher eine 4:15.

Die Wetteraussichten waren gar nicht gut: es sollte regnen bei 3 Grad – na ja! Im vergangenen Jahr hatten wir noch -10 Grad. Ich wusste nicht, was mir besser gefallen hätte. Nach einem ausgiebigen Thermenbesuch am Samstag und einem netten Abend mit Kati und ihrem Mann Martin warte ich am Sonntagmorgen also gespannt mit allen anderen auf den Start.

Zunächst starten die Läufer über 10 km, eine Viertelstunde später folgen dann die Marathon- und Halbmarathonläufer gemeinsam. Der Start wird seit letztem Jahr mit Böllerschüssen eingeläutet. Der Thermenmarathon ist immer ein Treffpunkt bekannter Gesichter, denn es ist der erste größere Wettkampf in Deutschland im Jahr. Die meisten gehen natürlich auf die HM-Strecke, aber zum Marathon haben sich immerhin auch 320 Läuferinnen und Läufer angemeldet.

Dieses Jahr wurde die Streckenführung geändert. War der Halbmarathon in den letzten Jahren noch eine große Runde, die für den Marathon zweimal zu laufen war, so laufen wir diesmal erst die 10 km-Strecke, anschließend eine 11 km-Runde, die komplett neu ist und das ganze eben zweimal. So werden wir insgesamt viermal durchs Ziel laufen, was die große mentale Gefahr birgt, dass man nach 10, 21 oder 31 km aufhören könnte. Da muss man zusehen, dass man auch beim dritten Durchlauf noch gut genug drauf ist, um „gerne“ weiterzulaufen…

Das Wetter ist besser als vorhergesagt. Es regnet nicht, aber es ist sehr neblig und daher feucht. Das Wichtigste: es weht überhaupt kein Wind. Die Strecke führt nämlich über weite Strecken an offenen Feldern vorbei, wo der Wind schon sehr störend sein könnte. Aber nicht heute und bei mir läuft es vom Start weg ziemlich gut. Ich bin gleich in einem Tempo von knapp unter 5:30/km drin und es fühlt sich sehr gut an. Der Kopf sagt zwar, dass das eigentlich zu schnell ist nach dem Bisschen Training, aber ich sag mir: „schaun mer mal, wie das nach den ersten 10 km aussieht“. Den Tempoläufer für 4:15 überhole ich jedenfalls ziemlich bald und hab ihn dann auch nicht mehr gesehen.

Gegen Kilometer 8 überhole ich die langsamsten 10 km-Läufer; das ist ein gutes Gefühl. Insgesamt dürften es an die 15 Läufer sein, die ich so überhole. Kurz vor Ende der ersten Runde lauf ich auf Martin auf, Katis Mann, der heute den Halbmarathon läuft. Kati ist auf und davon: wie immer läuft sie die ersten Kilometer so schnell sie kann und lässt dann immer mehr nach. Ich bin da lieber ein Freund des gleichmäßigen Laufens. Die erste Runde schaff ich in gut 53 Minuten und zieh mir das erste Gel rein. Ich hab mir heute vorgenommen, ab Kilometer 10 alle 5 km ein Gel zu nehmen. Das kommt zwar nicht ganz hin, weil die Versorgungsstellen leider nicht gleichmäßig aufgebaut sind (sondern bei 4, 10, 14, 21, 25, 31 und 35 km), aber das geht schon so. Martin ist schon wieder an mir vorbei.

Auf der zweiten Runde laufe ich ziemlich bald auf den 4:00 Tempoläufer auf. Der ist ganz alleine unterwegs, niemand ist bei ihm. Mir ist er allerdings auch zu langsam und so ziehe ich weiter. Es geht über zwei Straßenbrücken – oje, das wird beim zweiten Durchlauf ganz schön heftig werden. Bei der zweiten Brücke sind motivierende Schilder angebracht …

Einige Zeit später kommt die nächste Versorgungsstelle, an der sich Martin etwas ausführlicher versorgt und ich ihn somit überhole. An der folgenden kurzen Pendelstrecke treffe ich Kati, die nur noch einen kleinen Vorsprung vor mir hat.

Martin sehe ich auch an der Pendelstrecke (er ist knapp hinter mir) und da dreht er auf: er hat wohl auch seine Frau gesehen und will sie einholen. Der kann ja noch ganz schön schnell laufen – Respekt!

Die beiden Schleifen sind auf den jeweils letzten eineinhalb Kilometern identisch und wo unsere 11 km-Schleife auf die 10er Schleife trifft, kommt gerade der Führende im Marathon angerast. Der hat jetzt bereits 10 km mehr in den Beinen als ich – Wahnsinn! Kurze Zeit später hol ich Kati ein. Sie ist gut drauf, kann jetzt mein Tempo aber nicht mehr ganz mitgehen. Für den Zieldurchlauf schließt sie aber noch mal auf: sie will auch aufs Foto.

Wir kommen zum nächsten Zieldurchlauf. Halbmarathon geschafft, und zwar in 1:53:35. Das ist ja verdammt gut! Der als Pumuckl verkleidete Dietmar Mücke läuft wieder mal barfuß, die Uli vom DAV Röthenbach läuft den Halbmarathon in 1:53:12. Roland Blumensaat kommt in seinem sehr farbenfrohen Outfit durch (er ist auf Marathonkurs) und Martin schafft den HM schließlich ebenfalls in 1:53:38.

Wir versorgen uns, das nächste Gel muss dran glauben und dann geht es schon weiter auf die zweite Hälfte. Kati lässt mich gleich ziehen. Ich denke mir, wenn ich die nächsten 10 km immer noch in dem Tempo schaffe, dann ist eine Zeit unter 4 Stunden drin.

Das klappt zwar nicht mehr ganz, aber ich bin immer noch gut auf Kurs. Und während mein treuester Fan Kerstin weiter in der Kälte wartet und schon mal mit dem Transeuropaläufer Robert Wimmer schäkert (er hat den blinden Jeffrey Noris auf dem Halbmarathon begleitet – die beiden sind in 2:13:13 ins Ziel gekommen), bin ich nach 2:50 und 31 km das dritte Mal im Ziel.

Wenn ich unter 4 Stunden bleiben will, hab ich jetzt noch 1:10 Zeit für die letzten 11 km - das müsste doch mit dem Teufel zugehen? Ich bin aber schon ziemlich abgekämpft. Robert spricht mir Mut zu. Noch an der Versorgungsstelle überholt mich wieder der 4-Stunden Tempoläufer. Der ist natürlich jetzt viel zu schnell unterwegs, aber er hat wohl die Faxen dick, nachdem ihn niemand begleitet. Den sehe ich jedenfalls nicht mehr. Die weiteren Kilometer schaffe ich zwar alle in unter 6 Minuten, aber die 4-Stundenmarke rückt immer näher. Während auch Kati zum dritten Mal durchs Ziel kommt, die erste Frau nach 3:05:28 ankommt und schließlich Kerstins Kollege Bodo den Marathon in sagenhaften 3:16:20 finisht, kämpfe ich mich weiter über die Strecke.

An der letzten Versorgungsstelle mach ich nochmal eine etwas längere Gehpause (das sechste Gel – würgh!!) und so schmilzt mein Vorsprung immer weiter zusammen. Die letzten 7 km zwinge ich mich, durchzulaufen und dann klappt es tatsächlich: nach 3:57:17 komm ich endlich ins Ziel und bin überglücklich.

Das hat ja prima geklappt! Nie hätte ich gedacht, dass ich nach so wenig Training unter 4 Stunden laufen kann. Platz 187 von 272 Männern und in der AK 55 Platz 20 von 35. Das ist übrigens mein erster Marathon unter 4 Stunden seit dem Seenlandmarathon in 2012. In 2013 hab ich das gar nicht geschafft.

Als Kati und ich uns getrennt haben, meinte sie, sie würde um die 4:15 laufen. Da ich sie frühestens nach 4:10 erwarte, verpassen wir leider ihren Zieleinlauf, denn sie schafft es auch in guten 4:05:28. Das ist super, denn sie ist immerhin vor einer Woche in Rodgau 50 km (!) gelaufen. Sie macht Platz 21 von 38 Frauen und in der AK W45 Platz 5 von 11. Wir treffen uns erst im Umkleidebereich der Therme wieder.

Den Rest des Nachmittags entspannen wir im wunderbar heißen Thermalwasser, bis wir uns dann schließlich auf den Heimweg machen.

Jetzt hab ich 2014 bereits den ersten Marathon geschafft und dann gleich in einer guten Zeit. Und was noch besser ist: das war mein 50. Marathonwettkampf!!