Gondo-Marathon 02.08. - 03.08.2014
Zum mittlerweile vierten Mal in Folge bin ich im kleinen Schweizer Grenzort Gondo, um am legendären Gondo-Event teilzunehmen, das ab sofort zu „Gondo-Marathon“ umgetauft wurde, um neue Teilnehmer anzulocken, die vielleicht bisher wegen des nichts über die Streckenlänge verratenden alten Namens ausgeblieben sind. Auf jeden Fall sind diesmal mit 110 Anmeldungen wieder deutlich mehr Teilnehmer zu verzeichnen als im vergangenen Jahr und das ist ein Glück – hätte doch sonst dieser phantastischen Veranstaltung das Aus gedroht, womit eine der schönsten und bestorganisiertesten Laufveranstaltungen der Alpen verschwunden wäre. Diese Gefahr ist gottlob erst mal gebannt und auch wir haben dazu etwas beigetragen: haben wir doch in den letzten Monaten Werbung für diesen Lauf gemacht, wo es ging (vor allem Kerstin war sehr aktiv) und dieses Jahr auch noch mit Floh den zweiten Frankenblitz mitgebracht.
Gondo liegt hinter dem Simplon-Pass direkt an der Grenze nach Italien in der gleichnamigen Schlucht und ist von steilen und hohen Bergen umgeben, die bei schlechtem Wetter sehr gefährlich werden können. So erlangte der Ort am 14. Oktober 2000 traurige Berühmtheit, als nach tagelangen schweren Regenfällen ein heftiger Bergrutsch den Ort zweiteilte und viele Häuser mit sich riss. 13 Menschen verloren damals ihr Leben. Um dem Ort auch emotional wieder etwas auf die Beine zu helfen, wurde Anfang August 2002 das erste Gondo-Event ins Leben gerufen: ein Lauf in zwei Tagen von Gondo über den Simplon-Pass nach Ried-Brig und am nächsten Tag zurück. Diese Veranstaltung bescherte dem kleinen Ort das erste Dorffest seit der Katastrophe und ist auch heute noch ein beliebter Anlass für die Bewohner der umliegenden Gemeinden, sich im Festzelt zu treffen. Nachdem die deutschen Marathonsammler darüber geklagt hatten, dass die beiden Strecken nicht ganz die Marathondistanz aufwiesen, hat Streckenchefin Brigitte in mühevoller Kleinarbeit und unter Zuhilfenahme des sehr exakten Schweizer Kartenmaterials die Strecken so umgebaut, dass nun an beiden Tagen teils auf unterschiedlichen Wegen genau die Marathondistanz bewältigt wird. Kleiner Nebeneffekt war, dass noch ein paar Höhenmeter dazu kamen. Es sind nun am ersten Tag 2000 und am zweiten Tag 2200 Hm. Genug, um jeden erfahrenen Bergläufer zu fordern!
Floh reist mit der Bahn an, da Kerstin und ich im Anschluss noch eine Woche Urlaub in der Schweiz machen werden. Er kommt am Freitagnachmittag ziemlich genervt von einer 12-stündigen Odyssee mit dem Postbus in Gondo an und hat so gar keine Lust, am nächsten Tag einen Bergmarathon zu laufen. Aber ich denke mir: das wird sich schnell ändern, wenn er diese geniale Strecke kennenlernt. Er quartiert sich im Massenlager im Schulhaus ein. Nachdem im Herrenschlafraum bereits alles voll ist und auch dort Damen und Herren kunterbunt gemischt nächtigen, belegt er ein Bett im Damenschlafraum.
Wir schlafen wir jedes Jahr im Hotel Stockalperturm, wo im obersten Stock wieder die wunderbare Pastaparty stattfindet (italienische Köche – die können’s einfach am besten!). Wir treffen wieder alte Bekannte: Joachim und Sara Kortyka sind ebenso wieder dabei wie Hanna Geyer und Wendel Odermatt mit seinem Partner vom Transalpine, Peter Büschlen. Die immer gut gelaunte „Schweizer Holländerin“ Wilma Vissers ist angemeldet und auch Dieter Ehrenberger ist bereits zum achten Mal dabei. Die Kortykas haben sich „Verstärkung“ in Person von Sigrid Eichner mitgebracht: sie hält den Weltrekord mit über 1800 absolvierten Marathon- und Ultraläufen und ist bereits 74 Jahre alt. Nur zwei Wochen nach Gondo wird sie am 16./17.08.2014 den Berliner Mauerweglauf mitlaufen, bei dem sie zum Organisationsteam gehört: das sind ja „nur mal eben“ 100 Meilen, bzw. 160,9 km.
Los geht’s mit dem 1. Tag.