Obermain-Marathon 13.04.2014

Eine Woche nach Zürich schon wieder ein Marathon? Na ja, eigentlich war das als Testlauf für den Floh gedacht, der wegen seines Studiums in Zürich nicht dabei sein konnte. Leider war er aber in den vergangenen Wochen verletzt und konnte nicht allzu viel trainieren, sodass wir entschieden haben, dass er nur den Halbmarathon läuft. Ich wollte aber trotzdem den Marathon machen, denn den halben bin ich schon vor 2 Jahren gelaufen und die Marathonstrecke ist viel reizvoller: nach dem Start in Bad Staffelstein läuft man nach Kloster Banz (erster Anstieg), dann wieder runter ins Maintal und auf der anderen Seite wieder hoch zum Kloster Vierzehnheiligen (zweiter Anstieg) und weiter auf den Staffelstein (dritter Anstieg), um danach schließlich nur noch bergab zurück ins Ziel zu laufen. Laut Veranstalter hat die Strecke 680 Hm, die alle auf der ersten Hälfte zu laufen sind, also eine anspruchsvolle Veranstaltung.

Am Sonntagmorgen begeben wir uns also ziemlich früh zum Start (der Marathonstart ist um 8:30, der Halbmarathon eine Viertelstunde später). Leider bin ich durch eine leichte Erkältung etwas geschwächt und rechne mir daher keine gute Zeit aus – eher so etwas zwischen 4:15 und 4:30. Das Wetter ist hervorragend und Kloster Banz steht bereits in der Sonne.

Am Start treffen wir die üblichen Verdächtigen: Anton Lautner ist wieder als laufender Reporter von Marathon4you unterwegs, Erwin Bittel macht den Tempoläufer für 4:00 und Carmen und Günter Fuhrmann haben sich auch kurzfristig für den HM entschieden. Auch Roland Blumensaat ist wieder mit dem blinden Läufer Anton Luber von der Partie. Susanne Blumensaat startet beim HM. Die beiden blau-schwarz gekleideten Läufer sind das Ehepaar Dr. Bleichner, die wir am Vorabend bei der Startbereichsinspektion kennengelernt haben.

Nach dem Start bin ich schnell an Kerstin vorbei. Sie wartet dann noch auf die HM-Läufer und sieht überrascht die Uli (Ulrike Praß), die ich vor wenigen Tagen noch im Wald beim Training getroffen hatte (die mit den grünen Stulpen). Nach weniger als einem Kilometer trennen sich bereits Marathon- und HM-Strecke.

Ich orientiere mich erst mal an der Truppe von Erwin Bittel. Er läuft ein recht vernünftiges Tempo von etwas unter 5:30 und das passt mir ganz gut. Laut Streckenbeschreibung geht es die ersten 6 km flach dahin und dann auf 1,5 km ganze 300 Hm hinauf zur „Roten Marter“ etwas oberhalb von Kloster Banz. Ich kann mir allerdings überhaupt nicht vorstellen, dass das stimmt, denn ein solcher Anstieg wäre ja von der Steilheit mit dem Endstück beim Zugspitz-Extremberglauf vergleichbar!

Und es kommt tatsächlich bei weitem nicht so heftig. Der Anstieg beginnt nach 7 km und ist relativ harmlos und gut zu laufen. Ich brauche trotzdem etwa einen Kilometer, um wieder richtig in Schwung zu kommen. Die Bittel-Gruppe ist bereits 150 Meter davon gezogen, ich hole sie aber später wieder ein. Am Berg überhole ich dann noch Ruth Schlager, die darüber klagt, dass sie so „fett“ geworden sei…

Diese Frau ist ein Phänomen: sie ist bereits 72 Jahre alt, läuft fast genauso schnell wie ich und ist damit schneller als viele jüngere Läuferinnen. Sie gewinnt natürlich immer ihre Altersklasse (heute ist sie auch die einzige in der W70). Zufrieden ist sie allerdings meistens nicht. Das Alter fordert eben seinen Tribut und es fällt ihr schwer, sich damit abzufinden.

Auf wunderschönen Waldwegen geht es weiter bergauf und kurz nach der höchsten Stelle (waren dann doch nur 180 Hm und keine 300) kommt die erste Versorgung. Bergab lässt es Erwin dann ziemlich laufen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Noch kann ich dran bleiben, aber das Tempo von unter 5 Minuten pro Kilometer ist schon grenzwertig.

Im Tal ist die Truppe dann doch schon wieder 200 Meter voraus, trotzdem bewege auch ich mich noch gut im 4-Stundenbereich und es geht mir auch relativ gut, also weiter so. Nachdem wir am Hausener Wehr den Main überquert haben und über die A73 gelaufen sind (der Staffelberg ist im Hintergrund bereits schön zu sehen), treffen wir kurz auf die HM-Läufer (Floh ist da aber längst durch). Ein paar hundert Meter später geht es für die HM-Läufer rechts Richtung Bad Staffelstein zurück und für uns links Richtung Kloster Vierzehnheiligen. Der nächste Anstieg rauf zum Kloster ist schon ganz schön steil und ich gehe erst mal ein kurzes Stück.

Da die Bittel-Truppe bereits aus meinem Blickfeld verschwunden ist und das extreme Steilstück vorbei ist (an der Klosterbrauerei „Trunk“ – sehr passender Name!), laufe ich jetzt auch weiter. Es geht noch eine ganze Weile hoch, bis wir dann schließlich bei Kilometer 17 Richtung Staffelberg-Plateau abbiegen.

Jetzt kommt eine knapp 5 km lange Pendelstrecke zum Staffelberg hin und wieder zurück. Die schnellsten des Feldes kommen uns bereits entgegen. Die Strecke geht nur leicht bergauf und ist etwas wellig, man kann also weiterhin Tempo machen. Mein Gesamtschnitt nähert sich der 6-Minutenmarke und das reicht nicht mehr für einen 4-Stundenmarathon. Die Bittel-Truppe ist auch schon ganz schön weit weg, die werde ich wohl nicht mehr einholen. Ich hatte ja auch überhaupt nicht damit gerechnet, hier in 4 Stunden laufen zu können, aber jetzt, wo es möglich erscheint, kommt natürlich der Ehrgeiz durch.

Aber erst mal müssen wir noch auf den Staffelberg hoch. Ein letzter steiler Anstieg von ca. 100 Hm bringt uns auf das Plateau, das wir einmal umrunden müssen. Ein wunderschöner Ausblick entschädigt uns für die Mühe.

Hier oben ist der Halbmarathonpunkt, auch wenn die ausgeschilderten Kilometer schon eins weiter sind: seit Kilometer 17 stehen sie falsch und das soll bis zum Ende mit einer Ausnahme (km 25) auch so bleiben – das gibt keine guten Noten für den Veranstalter. Die Hälfte hab ich mit all den Höhenmetern in 2:05 geschafft. Da es ab hier nur noch bergab geht, wären die 4 Stunden noch im Bereich des Möglichen.

Aber so schnell kann ich bergab nicht mehr. Ruth kommt mir bereits weit oben entgegen. Wahnsinn, dass die auch schon hier ist! Erwins Truppe ist aber schon über alle Berge. Ich verabschiede mich erst mal von der Idee, doch in 4 Stunden zu laufen. Viel mehr soll es aber auch nicht werden. Am Ende der Pendelstrecke dann eine Überraschung: mein ehemaliger Arbeitskollege Friedrich steht da und fotografiert mich.

Das ist ja toll! Ab hier geht es tatsächlich nur noch bergab. Kurz vor dem nächsten schönen Osterbrunnen überholt mich der Anton von Marathon4you. Der kann ja noch ganz schön schnell – und er wird die 4 Stunden auch knapp unterbieten. Ich will mich jetzt nicht mehr so sehr verausgaben, denn ich merke zusehends auch die Erkältung. Meinen Kilometerschnitt habe ich auf 5:52 herunter gebracht, aber viel mehr ist nicht mehr drin (für einen Sub-4-Stundenmarathon braucht man einen Schnitt von 5:40). Ich versuche es zu genießen und freue mich über jede Straßenecke, denn da steht immer Friedrich, fotografiert und feuert mich an.

Das gibt mir zusätzliche Motivation, durchzuhalten.

In der Zwischenzeit wartet Kerstin im Ziel und hat bereits viele Halbmarathon-Läufer begrüßt: den Sieger (1:06:39) und die Siegerin (1:19:46), Günter (1:35:22) und Carmen (1:41:32), den Floh (1:40:01), die Uli (2:00:19 – da wird sie sich wahrscheinlich etwas ärgern …) und Thomas Wecera (2:06:57), der auch aus Röthenbach kommt.

Und während Floh sich in der Sonne ausruht, kämpfe ich mich über die letzten Kilometer, auf denen ich nun doch schon die eine oder andere Gehpause einlegen muss. Roland und Anton machen es besser und kommen in 3:56:42 ins Ziel – Anton hätte es sicher auch noch schneller geschafft. Knapp 10 Minuten später erreiche auch ich das Stadion und laufe nach 4:07:45 durch den Zielbogen (an dem eine Uhr läuft mit 3:55 – na ja…). Floh, Kerstin und Friedrich nehmen mich freudig in Empfang.

Das hat ja viel besser geklappt als ich gedacht hätte. Ich bin gut verausgabt, aber nicht übermäßig und ziemlich glücklich über diese Zeit. Bei 100%iger Gesundheit wären die 4 Stunden durchaus drin gewesen. Also alles gut.

Nach phantastischen 4:25:43 kommt auch Ruth ins Ziel. Zur Erinnerung: die gute Frau ist 72 Jahre alt!

Ich nehme noch meinen Bierkrug mit Füllung in Empfang (der Krug ist ein Geschenk des Veranstalters) und dann gehen wir rüber zur nahen Therme (Eintritt ist für uns kostenlos) und genießen das warme Wasser.

3 Dinge muss der Veranstalter noch verbessern: die Streckenbeschreibung korrigieren (in Summe waren es nur 580 Hm statt der angegebenen 680) , die Kilometerschilder an der Strecke richtig aufstellen (man hofft immer, dass sie vielleicht doch stimmen, obwohl sie laut GPS-Uhr natürlich nicht stimmen können; auf der Straße war sogar häufig die richtige Nummer aufgemalt!) und im Ziel die korrekte Zeit auf der Uhr laufen lassen. Dann wäre die Organisation perfekt, denn alles andere inklusive der Versorgungsstellen ist super gut.

Sieger im Marathon wurden Felix Mayerhöfer (2:48:00) und Sandra Spörl (3:17:29). Ich bin auf Platz 130 (von 229 Männern) und in der M55 auf Platz 10 (von 28) gekommen. Damit bin ich hochzufrieden!

Die beiden Dr. Bleichner sind mit 5:24:13 jeweils Vorletzter bei den Frauen, bzw. bei den Männern geworden. Sie sind allerdings auch schon M65 und W50. Mal sehen, wo wir die wieder treffen.

Wir lassen den Tag noch bei einer Brotzeit und einem guten Bier in der Brauereigaststätte Trunk ausklingen. Wie die folgenden Tage zeigen, hatten wir ein riesiges Glück mit dem Wetter. So muss es sein.