Wallenstein-Halbmarathon 07.07.2013
In der Runners World lese ich zufällig, dass am 07.07. der Wallenstein-Halbmarathon in Altdorf stattfindet. Den bin ich vor 10 Jahren schon mal mit Kerstin gelaufen (damals war das ihr erster Wettkampf überhaupt). Da er ziemlich hügelig ist (laut Ausschreibung 333 Hm!), ist das ein optimaler Trainingslauf für Floh und mich. Sonntagabend melde ich uns auf den letzten Drücker an (wir sind die Letzten, die sich Online anmelden) und eine Woche später stehen wir am Start.
Sylvia ist auch da (sie wohnt ja gleich um die Ecke) und läuft die 12 km mit.
Sofort wird ein „vorher“-Bild gemacht, später kommt dann das „nachher“-Bild zum Vergleichen.
Der Wallenstein-Halbmarathon findet heute zum 26. Mal statt. Knapp 300 Läufer sind bei herrlichstem Sommerwetter am Start, wobei etwa 190 den Halbmarathon laufen. Beim Warmlaufen auf der Bahn, auf
der dann der Zieleinlauf sein wird, fotografiere ich schon mal das 21er Schild. Wenn ich das das nächste Mal sehe, habe ich es gleich geschafft.
Und dann erfolgt auch schon die Startaufstellung vor der Schule. Start ist um 8:00 Uhr, aber bereits eine Minute vorher kommt der Startschuss. Die 12 km-Läufer und die Halbmarathonis starten gemeinsam. Wir stellen uns in der Mitte des Starterfeldes auf, denn erfahrungsgemäß rennen die ersten wie die Verrückten los. Andreas Janker, der Vorjahressieger, ist auch dabei. Diesmal geht er aber, er ist nämlich unter die Geher „gegangen“ und ist dabei schneller als so mancher Läufer.
Transponder-Chip gibt es keinen, es gilt also die Bruttozeit. Aber wir sind nach 10 Sekunden auch bereits im Rennen. Diese Verzögerung ist zu verschmerzen. Es geht gleich ein wenig bergauf, bevor wir am Stadtmauertor rechts abbiegen und Richtung Prackenfels steil bergab laufen. Heute muss man sich den Lauf gut einteilen, denn der richtige Berg kommt erst nach 11 km. Da muss man sich genügend Kraft aufheben!
Es läuft noch ziemlich gut. Wir sind mit einem Schnitt von 5 Minuten pro Kilometer unterwegs und die Wärme ist noch nicht unangenehm. Wir flitzen durch Prackenfels und biegen in einen schönen schattigen Waldweg ab, der in einem ständigen Auf- und Ab nach Rasch führt.
In Rasch geht’s erst mal kurz steil bergauf, bis dann bei Kilometer 6 die erste Versorgungsstelle kommt. Floh hat leider schon die ersten Probleme. Die ganze Woche ging es ihm schlecht und auch heute hat er Magenschmerzen. Ich laufe ein Stück voraus, aber bis zur Streckentrennung holt er mich wieder ein.
Hier trennen sich die Strecken des 12 km-Laufes und des HMs. Tatsächlich sind die ersten HM-Läufer hier falsch abgebogen und kommen später als Erste des 12 km-Laufes ins Stadion – ganz schön blöd!
Floh sagt kurze Zeit später, er braucht eine kurze Gehpause und ich soll zulaufen, er holt mich dann wieder ein. Ich denke mir schon, dass er mich wohl nicht mehr einholen wird (und so ist es auch), denn ich bin ziemlich gut drauf und laufe weiterhin mit einem 5:20er Schnitt, obwohl es schon die ganze Zeit mehr oder weniger bergauf geht.
Am km 10-Schild höre ich den Läufer knapp vor mir fluchen: „52 Minuten! So ein
Mist!“
Also ich weiß nicht, für diese Strecke finde ich 52 Minuten ziemlich gut (52:37 um genau zu sein). Wir sind mittlerweile durch Hagenhausen durch, gleich kommt die nächste Versorgungsstelle bei km 11
und dann geht es richtig bergauf. Ich sehe schon die Autobahnbrücke und weiß, jetzt wird es sehr anstrengend!
Ich laufe meinen Bergstil (kurze schnelle Schritte mit dem Vorfuß) und der
Läufer, der vorher geflucht hat, kann mir nicht mehr folgen. Trotzdem wird das der einzige Kilometer heute in über 6 Minuten (6:10). Der erste geht schon.
In der Zwischenzeit läuft Sylvia bereits als 3. Frau ins Ziel des 12 km-Laufes ein.
Die Steigung hört schneller auf als ich erwartet habe. Es gibt wieder Wasser und dann geht es schon bergab. Nanu, das war aber nicht so schlimm! Kurze Zeit später weiß ich, warum: es kommt noch so ein Berg! Puhh!
Dort überholen mich 2 Läufer, die ich mir aber später wieder schnappe. Nach einer weiteren Wasserstelle (mustergültige Versorgung!) geht es jetzt steil bergab. Ich muss zwar aufpassen, dass ich nicht zu schnell werde, aber ich lass es ziemlich laufen, denn ich will mich nicht mehr überholen lassen. Knapp unter 5 Minuten pro km! Das ist für mich schon grenzwertig. Ich spüre den heißen Atem eines Verfolgers im Nacken, aber er schafft es nicht, an mir vorbei zu kommen. Bei Kilometer 15 schau ich auf die Uhr: 1:20. Ich sag zu meinem Verfolger: „der erste ist jetzt im Ziel – Sch…“ Er lacht. Tatsächlich hat der Erste aber 1:23:03 gebraucht (Andreas Janker hat das im Vorjahr in 1:17 geschafft).
Es wird eben und ich laufe in unverändertem Tempo weiter. Ich bin jetzt hochkonzentriert und kann keine Fotos mehr machen, denn ich bin absolut am Limit. Mein Verfolger kommt nicht mehr hinterher und ich hole einen nach dem anderen ein. Es geht noch mal 2 km schön durch den Wald und dann kommt das schlimmste Stück: 3 km durch Altdorf ständig bergauf. Die Durchquerung der Altstadt (heute ist Altstadtfest) ist zwar wunderschön, aber ich muss jetzt ganz schön kämpfen, um nicht langsamer zu werden. Schneller geht gar nicht mehr.
Mit einem Schnitt von 5:15 – 5:20 pro km geht es die letzten Kilometer bis ins Stadion. Auf den letzten 200 Metern setzen 2 Jungspunde noch mal zu einem heftigen Schlussspurt an und überholen mich wieder. Na ja, was soll‘s. Nach guten 1:53:13 komme ich ins Ziel und bin fix und fertig.
Nach ein paar Minuten hab ich mich schon wieder erholt. Andy Janker (unser Geher) kommt nur 1 Minute nach mir ins Ziel – Wahnsinn! Den Floh hat er am Berg überholt. Der schafft es auch gerade noch in unter 2 Stunden und ist natürlich ziemlich enttäuscht.
Wir lassen uns das Obstbuffet schmecken und machen das „nachher“-Bild – eigentlich sieht man keinen großen Unterschied zum „vorher“-Bild, oder?
Alles in allem ein guter Lauf für mich und leider ein schlechter für Floh. Der muss jetzt erst mal auf Ursachenforschung gehen, denn so kann es nicht weiter gehen.
Nach einer schönen Dusche warten wir auf die Siegerehrung. Sylvia wird ja gleich 2x geehrt, denn sie ist 3. Frau geworden (dafür gibt’s aber nur eine Urkunde) und 1. ihrer Altersklasse (dafür bekommt sie immerhin eine Medaille).
Am Ende dürfen sich alle Sieger noch mal aufstellen.
Fazit: ein guter Trainingslauf. Enttäuschend für mich: ich bin nur 7. meiner Altersklasse geworden (von 10); da hatte ich ein besseres Ergebnis erwartet. Aber der beste meiner Altersklasse ist 1:33:18 gelaufen. Und selbst der Sieger der M70 hat es in 1:51:31 geschafft! Was ist da bloß los?
Ich bin aber trotzdem zufrieden, denn ich hab alles gegeben und mir das Rennen optimal eingeteilt. Und am Ende noch 10 Läufer überholen zu können ist auch ein gutes Gefühl!