Seenlandmarathon 16.09.2012

Nur 2 Wochen nach dem Fränkische Schweiz Marathon schon wieder 42 km laufen? Hatte ich eigentlich nicht vor, aber Andrea hat sich noch am Sonntag nach dem FS-Marathon zum Seenlandmarathon angemeldet und das geht ja gar nicht, dass sie einen Marathon läuft, bei dem ich nicht dabei bin…

Allerdings habe ich schon erst mal abgewartet, was meine Gesundheit so macht. Zur Erinnerung: den FS-Marathon bin ich mit einer Erkältung gelaufen (völlig unvernünftig!), die dadurch natürlich nicht besser geworden ist. Eine knappe Woche lang musste ich dann noch warten, um wieder gesund zu werden. Aber dann ging’s wieder und so stand mein Entschluss fest, die zweifache Umrundung des großen Brombachsees mitzulaufen. Am Vorabend haben die Veranstalter in Pleinfeld den Film „Heaven & Hell“ gezeigt, eine Verfilmung des Transalpine Runs 2011 und den wollte ich unbedingt sehen (war absolut sehenswert!).

Der Sonntag verspricht ein sehr schöner Tag zu werden, kühl, aber mit viel Sonnenschein, also wieder mal optimale Bedingungen. Nachdem Kerstin und ich uns die Trophäen für die besten Läufer angeschaut haben, treffe ich meinen Kollegen und Namensvetter Thomas.

Er wird wie üblich etwas schneller sein als ich. Andrea ist weit und breit nicht zu sehen. Erst kurz vor dem Start erspähe ich sie und geselle mich zu ihr. Sie ist heute wild entschlossen, 3:45 zu laufen („die 4: will ich nicht mehr sehen!“) und ich denke mir: na ja, beim FS-Marathon haben wir ohne großes Training und mit Erkältung 4:08 geschafft, dann können wir jetzt gesund und wieder ohne Training auch 3:45 schaffen? Das wird spannend! Aber probieren kann man’s ja mal.

Der Startschuss fällt um 9:00, Tausende von Papierschnipsel werden in die Luft geschossen und das Läuferfeld von nur 180 Marathonstartern setzt sich in Bewegung.

Die knapp 800 Halbmarathonläufer starten erst um 11:00 Uhr. Da werden wir bereits auf der zweiten Runde um den Brombachsee sein. Der Streckenverlauf ist einfach: von Pleinfeld in einer kleinen Schleife auf den 1,7 km langen Hauptdamm des großen Brombachsees, zwei Runden um den See mit einer kleinen Pendelstrecke bei der Hälfte, um genügend Strecke zusammen zu bekommen und nach der zweiten Runde wieder runter nach Pleinfeld. Bis auf einen kleinen Hügel und dem Höhenunterschied zwischen Pleinfeld und Seedamm eine topfebene Strecke.

Nach 2 km sind wir eingelaufen und geben etwas Gas, nach 3 km geht es auf den Damm und dann haben wir unsere „Betriebshöhe“ erreicht. Mit einem Tempo von ca. 5:15 pro km, das sich gerade noch gut anfühlt, laufen wir dahin. Nach 5 km holen wir einen kleinen Läuferpulk ein: es ist die Pacemakerin für 3:45 mit Ihren Schützlingen. Andrea meint: „Ausruhen“ und wir bleiben ab jetzt an diesem Grüppchen dran. An jeder Versorgungstelle verlieren wir aber immer etwas und müssen immer wieder die Lücke zulaufen. Das soll sich noch rächen. Dazu kommt, dass die Pacemakerin auf der 3 km langen Pendelstrecke etwas an Tempo zulegt und wir uns schon denken: die läuft doch viel zu schnell. Auf der Pendelstrecke kann man zuerst schön die Läufer beobachten, die schneller sind als wir und dann die, die langsamer sind. Mein Kollege Thomas ist etwa 1 km vor uns und Bodo, der gemeinsame Kollege von Andrea und Kerstin kurz dahinter. Auf dem Rückweg sehen wir dann noch Bernhard Nuss mit seinen Schützlingen (die gehen eine 4:30 an).

Dann kommt der kleine Hügel, den wir jetzt noch ganz locker hoch und wieder runter laufen (wir sind ja erst bei Kilometer 17). Danach müssen wir einen kleinen Boxenstopp einlegen und schwupps – haben wir 40 Sekunden Rückstand auf die Pacemaker-Gruppe.

Kerstin ist inzwischen zum Damm hochgelaufen und empfängt dort die ersten Läufer. Bodo liegt vor der ersten Frau. Respekt!

Zwei Staffelläufer machen sich fertig, Thomas rennt durch und dann kommen auch schon Andrea und ich und machen uns auf die zweite Runde.

Nachdem wir zum zweiten Mal den 1,7 km langen Hauptdamm hinter uns gebracht haben, ist die 3:45er Gruppe schon wieder etwas näher, aber so langsam strengt das Zulaufen der Lücke ganz schön an. Wir laufen einen Kilometerschnitt von 5:00 oder knapp darunter. Kurz hinter dem Damm taucht wieder Andreas Mann Dieter auf dem Fahrrad auf und fragt, wie’s uns geht. Andrea meint: „ich bin platt“ und lässt sich ein wenig zurück fallen. Ich glaube fast, das war der Moment, wo sie aufgehört hat, an die 3:45 zu glauben. Ich renne weiter und schaffe es ein vorletztes Mal, die Lücke zuzulaufen. An der nächsten Versorgungsstelle will ich mir einen nassen Schwamm greifen, bekomme ihn aber nicht zu fassen und muss 5 Meter zurück laufen. Dabei sehe ich, dass Andrea immer noch ganz nah dran ist, also alles gut? Auf der Pendelstrecke ist sie nach der Wende auch nicht weit weg. Ich balle noch mal die Faust, um ihr Mut zuzusprechen, aber ab hier lässt sie den Kontakt abbrechen. Wir sind bei Kilometer 30 und auch ich merke schon ganz schön die Anstrengung. An der Versorgungsstelle laufe ich etwas langsamer und muss dann noch mal die Lücke zulaufen, was mir ein letztes Mal gelingt. Aber an der folgenden Steigung bei Kilometer 36 ist auch für mich Schluss mit lustig. Eine kleine Gehpause und die Gruppe ist über alle Berge. Andrea ist auch nicht zu sehen. Auf den folgenden Kilometern habe ich ordentlich zu kämpfen. Da ich keine Lust habe, mich allzu sehr zu quälen, lege ich jetzt immer wieder mal eine Gehpause ein und erwarte jedes Mal, dass Andrea mich einholt. Aber ihr scheint es auch nicht gut zu gehen, denn sie kommt nicht ran. Kilometer 39 erreiche ich bei 3:30. Wenn ich jetzt einen 5-Minuten-Schnitt laufen würde, würde ich die 3:45 fast noch schaffen. Aber keine Chance, auch deshalb nicht, weil es bei Kilometer 41, wo es vom See Richtung Pleinfeld zurückgeht, erst noch mal eine ordentliche Steigung zu bewältigen gibt. Aber dann geht es bergab in Richtung Ziel.

Bodo ist schon ganz lange da. Er hat es in sagenhaften 3:12:40 geschafft, ist damit Gesamt-19. geworden und fast 7 Minuten vor der ersten Frau ins Ziel gekommen. Seine bisherige Bestzeit hat er um 20 Minuten verbessert. Mein Kollege Thomas braucht 3:36:09 (Platz 41) und ich schaffe immerhin noch eine 3:48:59 (Platz 66). Andrea kommt kurz nach mir in 3:50:18 ins Ziel und ist damit 7. Frau.

Zufrieden ist sie natürlich nicht. Ich schon, denn viel mehr war nicht zu erwarten und immerhin haben wir die 4 Stunden deutlich unterboten. Wir hätten halt nicht auf Biegen und Brechen an der Tempoläuferin dranbleiben sollen. Ich hab allerdings nicht mehr rausbekommen, wie schnell sie letztendlich war.

Bei der Zielversorgung werden wir sogar noch kurz gefilmt.

Ein kleines Pläuschchen noch mit dem anderen Thomas und dann mache ich mich auf zur Dusche. Das war wirklich ein netter Marathon bei bestem Wetter. Mit der flachen Strecke kann man schon ganz gute Zeiten erzielen, aber dann muss man eben besser trainiert sein. Sieger waren Regina Blatz in 3:19:13 und Kai Uwe Müller in 2:36:25. Den Streckenrekord hat er leider um ein paar Minuten verpasst. Der Erstplatzierte vom letzten Jahr, Marco Diehl, braucht mit 2:43:06 trotzdem deutlich mehr.