Fränkische Schweiz Marathon 02.09.2012

4 Wochen sind seit dem Gondo-Event vergangen. Die ersten Wochen musste ich noch mein verletztes Knie schonen, aber schon nach einer Woche kam das komische Gefühl, in ein Loch zu fallen. Bis November keine Laufveranstaltung mehr? Wie soll ich das nur aushalten? Da kam der Fränkische Schweiz Marathon ganz recht. Es ist zwar ein reiner Straßenmarathon, aber als organisierter langer Lauf eigentlich ganz praktisch. Es gelingt mir noch, Andrea zur Teilnahme zu überreden („das schaff ich doch nie … na gut, wenn wir nur ganz langsam laufen…“) und so stehen wir Sonntagfrüh in Forchheim am Paradeplatz und begrüßen lauter alte Bekannte: Helene Macher und Gerhard Wally (der österreichische Marathonrekordhalter – dies ist sein 471. Marathon) und Erwin Bittel – sein Team stellt heute die Tempomacher, er selber läuft 3:30. Na ja, das ist heute zu schnell für Andrea und mich.

Ich hab mir vor ein paar Tagen eine Erkältung eingefangen und sollte eigentlich gar nicht laufen. Aber nach 16 km kann man in Ebermannstadt aussteigen, also werde ich erst mal bis dahin laufen und dann weiter entscheiden. Dieser Marathon ist einer der mittlerweile wenigen, die auch mit Skates gefahren werden können. Es sind sogar einige blinde Skater dabei. Blinde Läufer kenne ich ja schon (z.B. Anton, der heute von Roland begleitet wird), aber blinde Skater? Alle Achtung!

Der Start erfolgt pünktlich um 9:00. Die Skater und Handbiker wurden schon 15 Minuten früher auf die Strecke geschickt. Wir laufen im hinteren Drittel des Feldes und werden auch ziemlich schnell vom 4:00 Pacemaker überholt. Unserer Meinung nach läuft der zu schnell. Wenn das mal gut geht.

Wir drehen eine weite Schleife durch Forchheim, werden ziemlich bald weit links von Helene und Gerhard überholt (Helene läuft heute nur die 16 km). Der 4:00 Pacemaker bleibt jetzt immer in Sichtweite und wir freuen uns, einen entspannten Marathon laufen zu dürfen. Das Wetter ist optimal zum Laufen: etwas bewölkt und recht kühl – Andrea ist es zeitweise fast zu kühl, vor allem wenn der Wind uns entgegen bläst.

Es geht über die Eisenbahnbrücke und raus aus Forchheim auf der B470, die heute den ganzen Tag für Autos gesperrt ist. Wenn die Läufer und Skater durch sind, wird sie für die Bevölkerung freigegeben. Das ist schon traditionell ein beliebter Ausflugstag für alle Anwohner.

Kurz vor Ortsende begrüße ich noch eine Dame, die wir am Vorabend beim Essen kennengelernt haben und die uns gesagt hatte, sie stünde an der Agip-Tankstelle. Genau da steht sie auch und hätte mich natürlich nicht gesehen, wenn ich mich nicht bemerkbar gemacht hätte. Dann geht es auch schon eine der beiden nennenswerten Steigungen hoch. Die Strecke verläuft von Forchheim immer auf der B470 über Ebermannstadt, Streitberg und Muggendorf bis zur Sachsenmühle. 29 km praktisch nur bergauf. Ist aber halb so schlimm, denn in Summe werden es nur 145 Höhenmeter. In Sachsenmühle wenden wir und laufen bis Ebermannstadt zurück, wo das Ziel ist.

Während Erwin mit seiner Läuferschar bereits 10 Minuten vor uns durch Ebermannstadt rennt, kommen wir gemütlich nach 1:31 dort durch.

Für Helene ist hier schon Schluss. Sie hat die 16 km in 1:27:15 geschafft. Sehr gut. Gerhard ist schon weiter gedüst und ist nicht mehr zu sehen.

Ich bin zwar hin und her gerissen, denn natürlich macht sich die Erkältung bemerkbar, aber ich entscheide mich dennoch, weiter zu laufen. Hinterher sagt Andrea, dass sie wahrscheinlich auch nicht weiter gelaufen wäre, wenn ich aufgehört hätte.

Es geht die zweite nennenswerte Steigung am Gasselberg hoch und ich bereite Andrea schon mal darauf vor, dass wir diese Steigung auf der anderen Seite des Hügels ganz zum Schluss noch mal laufen müssen. Der Lauf wird ja als „Landschaftsmarathon“ beworben und natürlich ist er das irgendwo auch mit schönen Ausblicken auf die fränkische Schweiz mit ihren Burgruinen und Felsformationen, aber dennoch ist es eben ein reiner Straßenlauf. An den kleinen Ortschaften sind immer Stimmungsnester. Am meisten ist in Streitberg los, wo eine Sambaband spielt und zwei sehr leicht bekleidete dunkelhäutige Damen dazu tanzen.

Die Halbmarathonmarke passieren wir nach 2 Stunden. Wir sind ganz schön flott unterwegs. Seit geraumer Zeit überholen wir immer Down Syndrom Läufer mit ihren Begleitern. Offenbar ist auch eine Down Syndrom Staffel unterwegs. Da kann Anita Kienle nicht weit sein – und siehe da, kurz darauf sehe ich sie auch in einer der Gruppen. Etwa 2 km vor der Wendeschleife kommt uns Erwin mit seinem Läuferpulk entgegen. Wow – da sind noch ganz schön viele dabei (zur Erinnerung: Erwin läuft eine 3:30er Zeit). Kurz darauf sehen wir auch den blinden Anton mit seinem Begleiter Roland Blumensaat und Gerhard Wally, der heute eine tolle Zeit von 3:45:05 läuft. Völlig baff sind wir, als uns auch noch Ruth Schlager entgegen kommt: sie ist W70 und läuft heute 3:51:03. Wir können es kaum glauben!

An der Wende werden wir mit Namen begrüßt und machen uns auf den Rückweg. Die 13 km zurück machen uns jetzt aber ziemlich zu schaffen, auch wenn es leicht bergab geht. So gut trainiert sind wir eben doch nicht und ich bin durch die Erkältung geschwächt. Trotzdem laufen wir in gleich bleibendem Tempo von Versorgungsstelle zu Versorgungsstelle (alle 2,5 km), an denen ich aber immer eine kleine Gehpause einlegen muss. In Streitberg ruft uns der Sprecher zu: „super, das wird eine 4:20er Zeit“. Was? Das kann er vergessen! Ich beruhige Andrea: wir laufen eher auf eine 4:10er Zeit zu. Den letzten Hügel bei Kilometer 40 überwinden wir auch noch, immer einen Läufer vor uns, der mit 4 Bällen jongliert (er ist Staffelläufer und läuft die 26 km). Die 4 Stunden schaffen wir natürlich nicht mehr ganz, aber wir kommen nach 4:07:42 ins Ziel. Und sind hochzufrieden damit.

Erwin kommt mit seinen Leuten schlag 3:30 ins Ziel. Und Gerhard ist ja über 20 Minuten vor uns. Die Cheerleader registriere ich gar nicht, so konzentriert bin ich darauf, endlich anzukommen. Im Ziel begrüßt mich noch mein alter Kollege Franz, der ganz in der Nähe wohnt und die gesperrte B470 auch für einen Familienausflug nutzt.

Die ganze Strecke lang gab es immer nur Wasser und Iso-Getränk. Erst im Ziel wird Cola angeboten. Da ist noch Verbesserungspotenzial vorhanden. Wir greifen aber gerne zu und holen uns auch das obligatorische alkoholfreie Weizen.

Es war ein schöner, unspektakulärer Lauf, den wir erstaunlich gut absolviert haben. Als wir ins Ziel kommen, reißt der Himmel auf und eine strahlende Sonne kommt zum Vorschein. Na, Gott sei Dank erst jetzt! Optimales Timing! Nach einer heißen Dusche (für die wir aber ganz schön weit wandern müssen) lassen wir den Nachmittag auf dem Marktplatz ausklingen.

Hier noch unsere Platzierungen: ich bin auf Platz 164 von 213 Männern gelaufen (in M50 auf 31 von 43), Andrea hat Platz 22 von 43 Frauen geschafft (in W35 ist sie 7. von 9). Sieger wurden Bärbel Hempel in 3:05:01 und Krysztof Bartkiewicz in 2:30:27. Der letzte Mann war in 5:34:05, die letzte Frau in 5:41:14 im Ziel, was das hohe Niveau dieser Veranstaltung zeigt.

Und übrigens: das war mein 40. Marathonlauf!

Für meine Gesundheit war das natürlich nicht besonders gut und ich hab die ganze folgende Woche noch mit der Erkältung zu kämpfen. Körperlich habe ich mich diesmal aber schon nach 2 Tagen wieder vollständig erholt. Ziemlich erstaunlich!