Prellsteinrennen 29.01.2023

Traditionell findet am letzten Sonntag im Januar das Prellsteinrennen statt, aber in den letzten zwei Jahren wurde die Tradition aus bekannten Gründen unterbrochen. Anstatt zum 63. Mal findet dieses Rennen, das mal als Langlauf-Wettkampf gestartet ist, nun zum 61. Mal statt. Beim Jubiläumslauf in 2020 war ich auch dabei, siehe Bericht:

Prellsteinrennen 2020

 

Für Langlaufskier gibt es schon lange nicht mehr ausreichend Schnee und somit ist der Wettkampf nun ein reiner Cross-Lauf, der heute wegen der vereisten und rutschigen Strecke mitten in der Hersbrucker Schweiz besonders herausfordernd wird. Es sind knappe 12 km mit immerhin 300 Höhenmetern zu bewältigen.

Ich komme zu meinem Startplatz wie die Jungfrau zum Kinde: Kerstin ist Mitglied in einer WhatsApp-Gruppe von Läufern des Skiclubs Lauf und dort wird Anfang der Woche noch ein Läufer gesucht, denn das Prellsteinrennen wird immer in 3er Teams gelaufen und ein Team sucht noch einen dritten Läufer. Spontan erkläre ich mich bereit, mitzulaufen.

Um kurz vor 9 Uhr sind wir in Neutras, wo im Gasthof „Zum Neutrasfelsen“ die Startnummernausgabe stattfindet. Meine Mitstreiter Matthias und Markus kenne ich nicht, aber wir finden uns schnell und ich bekomme meine Startnummer 126. Da normalerweise die Teams ab 10 Uhr im 1-Minutenabstand starten, wären wir erst um 10:42 dran. Bald erfahren wir aber, dass die Abstände wegen der Kälte auf 30 Sekunden gesetzt wurden und somit müssen wir nur bis 10:21 warten.

 

Vorher findet noch ein Briefing vom Streckenchef statt, der uns nochmal eindringlich vor der „sauglatten“ Strecke warnt. Während das erste Team um 10 Uhr startet, müssen wir uns noch etwas gedulden.

Ich hab diesmal meine Fellcross-Schuhe an in dem Glauben, dass das spitze Profil für die vereiste Strecke geeignet sein würde. So richtig gut war die Wahl aber nicht, wie ich später schmerzhaft erfahre. Meine Mitstreiter sind Vater und Sohn: Matthias ist 55 und Markus 20 Jahre alt. Ich bin also der Oldie. Für Markus ist es der erste Wettkampf überhaupt.

Es ist mit -5 Grad und Hochnebel ziemlich kalt und ich laufe mich diesmal kurz warm, bevor es für uns losgeht. Wir starten relativ gemächlich, wobei uns Markus natürlich sofort davonläuft.

 

Kurz nach uns startet das spätere Siegerteam, deren Läufer uns nach kürzester Zeit überholen.

Die Strecke ist nicht unproblematisch, aber am Anfang noch ohne viel Glatteis, bzw. gelingt es uns immer, neben dem Glatteis zu laufen. Nach einem Kilometer gebe ich etwas Gas und laufe vor Matthias, aber er holt mich sehr schnell wieder ein und bei einem längeren Bergabstück läuft er mir davon. Ich muss etwas auf meine Knie achten und laufe auch bergab betont vorsichtig.

 

Nach einer spitzen Linkskurve geht es längere Zeit bergauf. Es wird immer steiler und das letzte Stück muss ich schon gehen. Hatte ich davon geträumt, die gesamte Strecke laufen zu können (wenn auch langsam), muss ich mich ziemlich schnell davon verabschieden.

 

Die letzten 200 Meter zum Prellstein, einem Kletterfelsen, sind der steilste Abschnitt der Strecke und oben steht ein Akkordeon-Spieler, der mich kräftig anfeuert und meint, hier bräuchte man ja ein Seil, an dem man sich hochziehen kann. Ich lerne ihn hinterher kennen, er heißt Otto und kommt aus der Steiermark.

Nach diesem Anstieg geht es genauso steil runter zur Cäciliengrotte. Auf halber Höhe kommt mir Markus bereits entgegen und kurz vor dem Grotteneingang Matthias.

In der Grotte müssen wir einige Fragen beantworten, was uns schwer atmenden Läufern nicht immer leicht fällt. Früher wurden den Läufern 10 Strafsekunden pro falsch beantworteter Frage auferlegt, aber ich glaube, das passiert jetzt nicht mehr. Übrigens gibt es zum ersten Mal in der Geschichte dieses Rennens eine elektronische Zeitmessung mittels Transponderchip in der Startnummer. Damit sind auch die alten Startnummernleibchen, die noch aus der Zeit des Skilanglaufs stammen, Geschichte.

Nachdem ich mich den Steilhang wieder hochgekämpft habe, geht es weiter auf einem technisch sehr schwierigem, mit Wurzeln und Felsen durchzogenen Weg unterhalb des Höhenglücksteigs entlang (das ist ein Klettersteig in der Hersbrucker Schweiz). Mit dem Schnee und Eis nicht ganz leicht zu laufen, macht aber viel Spaß. Der Weg mündet in einen breiten Forstweg, den wir einen knappen Kilometer laufen müssen und der ebenfalls fast vollständig von Schnee und Eis bedeckt ist.

Dann zweigt der Weg wieder nach links in einen schmalen Pfad ab. An dieser Stelle wartet Kerstin auf mich, die bereits selbst auf Eis gestürzt ist und sich das Knie angeschlagen hat und die einen anderen Läufer sieht, der hier ganz schlimm nach vorne aufs Gesicht stürzt, der aber blutüberströmt weiter läuft. Im Schnee sind noch die Blutspuren zu sehen.

 

Sowohl Markus und Matthias, als auch ich kommen hier ohne Probleme durch und laufen weiter in den Wald. 5 km haben wir hinter uns.

Kurze Zeit später ein Schild am Baum „Achtung! Hindernis“. Das kenn ich schon aus 2020: die lustigen Streckenplaner vom MTP Hersbruck haben sich eine kleine Gemeinheit ausgedacht. Diesmal ist das Hindernis aber relativ unproblematisch. Die guten Läufer können da locker drüber hechten. Ich trau mich das heute nicht, komme aber auch gut und zügig drüber.

 

Nach einer Wegquerung, die wegen Glatteises auch recht gefährlich ist und die von netten Helfern „bewacht“ wird, folgt nun eine nicht sehr steile, aber lange Steigung, an der ich mich bemühe, durchzulaufen. Fast oben angelangt, geht es in einer Linkskurve auf einen neuen Forstweg und der ist so vereist, dass es mir beide Füße wegzieht und ich sehr unsanft auf der linken Hüfte lande. Autsch! Das hat weh getan! Ich rapple mich auf und es zieht mir sofort wieder beide Füße weg und ich knall nochmal auf die gleiche Stelle. Jetzt reicht es aber! Auf diesem Glatteis sind meine Schuhe Gift. Das spitze Profil findet überhaupt keinen Halt auf dem Eis und ich muss regelrecht auf die schneebedeckte Mitte des Wegs krabbeln, um überhaupt wieder Grip unter den Füßen zu bekommen. Ich gehe erst mal ein Stück und laufe dann ganz vorsichtig wieder los. Das wird einen ganz schönen blauen Fleck geben!

In Bürtel kommen wir an einem Bauernhof vorbei. Die leicht abfallende Straße ist ebenfalls von Glatteis bedeckt und fast zieht es mir nochmal die Füße weg. Ich kann es gerade noch abfangen. Bei Heuchling dann müssen wir querfeldein über einen Acker laufen. Kein Glatteis, dafür relativ weicher Boden, der extrem kraftraubend ist.

 

Bei der nächsten Steigung, die ich auf den letzten Metern gehen muss, holt mich plötzlich Matthias ein. Nanu? Der war doch weit vor mir? Aber er musste leider austreten und hat dabei einige Minuten verloren. Er läuft mir auch sofort wieder davon. Wir haben noch knappe 3 km vor uns, die Wege sind sehr schwierig zu laufen und ich schaffe es heute erstmalig, 3 Mitläuferinnen zu überholen. Ein Schild kündigt die letzten 921 Meter und 35 Höhenmeter an. Diese letzte Steigung kenn ich schon. Sind das wirklich nur 35 Höhenmeter? Gefühlt eher 100! Ich zwinge mich aber, alles hochzujoggen, auch wenn es immer steiler wird. Oben steht unser steirischer Otto und spielt auf seinem Horn. Später erfahre ich, dass auch er auf dem Eis gestürzt und auf sein Horn gefallen ist und dieses etwas verbogen hat.

Kerstin steht schon länger im Zielbereich und wartet auf uns. Zuerst kommt natürlich Markus nach 1:15:42 an und freut sich. Da er der einzige Läufer der Altersklasse U23 im Ziel ist, gewinnt er bei seinem ersten Wettkampf auch gleich seine Altersklasse.

Ich geb nochmal Gas und komm nach 1:24:11 ins Ziel. Das sind 3 Minuten langsamer als 2020, aber heute war die Strecke auch wesentlich schwerer zu laufen und mein Sturz hat bestimmt auch 2 Minuten gekostet.

Komischerweise ist Matthias noch nicht da, obwohl ich ihn nicht mehr gesehen hab. Wir rätseln, was da passiert sein könnte und Markus versucht ohne Erfolg, ihn anzurufen.

Aber da kommt er auch schon. Er musste sich tatsächlich nochmal in die Büsche schlagen und kommt damit als Dritter im Bunde nach 1:27:55 ins Ziel. Da nur die beiden besten Zeiten für die Teamwertung herangezogen werden, bin ich also diesmal dabei!

Es ist kalt und so stehen wir nicht lange rum, sondern gehen zurück zum Kuchenbuffet und lassen uns den leckeren selbst gemachten Kuchen und den heißen Tee (es gibt auch Rum!) schmecken.

Es war wieder mal eine top organisierte Veranstaltung. Der MTP Hersbruck versteht sein Geschäft. Die glatte Strecke hat heute einige Opfer gefordert, trotzdem sind wieder super Zeiten erzielt worden: Florian Lang gewinnt die Männerwertung in 47:19 und Inge Behringer die Frauenwertung in 57:23 (sie ist schon W50!). Die Teamwertung wurde leider bis jetzt noch nicht veröffentlicht, aber mit unseren Zeiten liegen wir bestimmt weit hinten.

 

Aber egal, es hat wieder Spaß gemacht, war für mich viel anstrengender als erwartet, aber mit meiner Zeit bin ich doch sehr zufrieden. Zum Schluss noch ein Bild mit allen AK-Siegern. Vielleicht bis 2024?