Thermenmarathon 05.02.2023
Der Thermenmarathon fand 2020 vorerst zum letzten Mal statt. Damals bin ich den kompletten Marathon gelaufen, fühle mich in diesem Jahr aber keineswegs fit genug dafür und so melde ich mich „nur“ zum Halbmarathon an. Allerdings sehe ich schon in der Starterliste, dass alle meine Bekannten, die hier mitmachen, für den ganzen Marathon gemeldet sind, was mich schon etwas ins Grübeln bringt.
Wir fahren wie immer am Samstag nach Bad Füssing. Vom Schnee- und Regenchaos der letzten Tage ist nicht mehr viel zu sehen; das Wetter ist sogar ziemlich gut. Trotz der kräftig erhöhten Anmeldegebühr (jetzt 49€ für den Marathon oder den Halbmarathon) ist die Veranstaltung immer noch ein Schnäppchen: enthalten sind die Pastaparty (all you can eat) mit einem Getränk und der Eintritt in die Johannesbadtherme am Samstag und Sonntag, überraschend nicht nur für den Läufer, sondern an beiden Tagen auch für die Begleitung! Nur das Sportsymposium muss diesmal noch Corona-bedingt ausfallen, aber das ist zu verschmerzen.
Nachdem wir das warme Wasser in der Therme genossen haben und dort auch Helene getroffen haben, geht es zur Pastaparty, wo bald auch Gerhard auftaucht und ich mich langsam, aber sicher dazu bequatschen lasse, doch den ganzen Marathon zu laufen. Bis Sonntag, 9:30 Uhr ist die Ummeldung noch möglich. Na ja, schlafen wir eine Nacht drüber.
Der nächste Tag verspricht zwar kalt, aber sehr schön zu werden. Am Abend hatte ich mich entschieden, doch noch umzumelden, was ich dann auch gleich mache und meine gelbe Startnummer empfange (Halbmarathon ist grün und 10k ist weiß). Die freundliche Bearbeiterin will mir erst eine weiße Nummer geben, weil es ja absolut unüblich ist, dass man auf eine längere Distanz wechselt. Das ist für mich auch extrem gefährlich, denn ich bin eigentlich wirklich nicht bereit dafür. Aber alle anderen laufen Marathon, also versuch ich es auch.
Am Start sind wieder alte Bekannte. Helene, die bereits 104 Marathons hinter sich hat, ihr Freund Gerhard, der österreichischer Rekordhalter ist mit sage und schreibe 708 Marathons (davon 497 in unter 4 Stunden; daher möchte er unbedingt wieder die 4-Stundenmarke knacken, denn es sollen ja 500 werden), Roland mit gewohnt buntem Outfit (wie viele Marathons er schon hat, weiß ich nicht, aber es sind bestimmt auch schon weit über hundert) und der blinde Anton, diesmal mit Stefan als neuem Begleiter. Anton weiß gar nicht genau, wie viele Marathons er schon gelaufen ist, aber es sind auch schon um die 125. Da bin ich mit meinen 93 noch der mit der geringsten Anzahl. Kerstin erzählt mir später, dass vom Sprecher ein Läufer angekündigt wurde, der heute seinen 1001. Marathon läuft. Na ja, es geht eben immer noch verrückter!
Um diese Medaillen geht’s. Traditionell werden die Läufer mit Böllerschüssen auf die Strecke geschickt. Die 10 km-Läufer sind schon 15 Minuten vor uns gestartet und um Punkt 10 Uhr sind die Marathonis und die Halbmarathonis dran. Zusammen sind nur knapp 600 am Start, deshalb können wir getrost gemeinsam starten.
Ich nehme mir eigentlich vor, gemeinsam mit Helene zu laufen, die Angst hat, über 5 Stunden zu brauchen (Zeitlimit sind 5,5 Stunden), aber sie läuft vom Start weg viel zu schnell an und rennt mir mit einer Pace unter 6 Minuten auf und davon. Außerdem bleibt sie an keiner einzigen Versorgungsstelle stehen, weshalb sich der Abstand immer weiter vergrößert. An einer kurzen Begegnungsstrecke bei Kilometer 7 sehe ich sie zum letzten Mal und witzigerweise läuft dort Inge direkt hinter Helene. Inge hatte ich schon im Startbereich gesucht, aber nicht gefunden. Hier sehe ich sie aber das einzige Mal, weil auch sie deutlich schneller läuft als ich.
Derweil sieht Kerstin die Sieger des 10 km-Laufs im Ziel. Bei diesen optimalen Bedingungen (trocken, kein Wind, Null Grad) hagelt es Bestzeiten: der Sieger kommt in 28:01 Minuten ins Ziel, das ist Weltklasse! Die Siegerzeit bei den Frauen kann sich ebenfalls sehen lassen: 32:55.
Ich bin mit einer Pace von 6:10 bis 6:15 auch ganz schön flott unterwegs für meine Verhältnisse. Trotzdem kann ich fast nicht den etwas hinkenden Läufer vor mir einholen, der bereits alle 28 Thermenmarathons bestritten hat. Die erste Runde mit 11 km ist schon fast vorbei. Vor mir sieht Kerstin Gerhard, kurz danach den 4-Stunden-Tempoläufer (Gerhard ist also noch im Soll), den Josef (ein Freund von Gerhard aus Wien, der mit 73 Jahren und 154 Marathons immer noch sehr gut unterwegs ist und fast immer in kurzen Hosen läuft, egal wie kalt es ist) und schließlich noch Anton mit seinem treuen Begleiter.
Der Thermenmarathon besteht aus einer 11 km- und einer 10 km-Runde, die für den Marathon jeweils zweimal gelaufen werden müssen. Man kommt nach jeder Runde durch den Zielbereich. Meine erste Runde schaffe ich in 1:09 Stunden, was für 11 km sehr akzeptabel ist. Wie üblich, versorge ich mich in aller Ruhe und gehe auf die 10 km-Runde.
Ein wie immer fröhlicher Roland und Tina Fischl kommen kurz nach mir durch. Tina hat allerdings schon die zweite Runde hinter sich (hat hier also schon den Halbmarathon geschafft) und wird die Frauenwertung mit großem Abstand gewinnen.
Auf der 10 km-Runde wird es immer einsamer und ich werde schleichend langsamer. So nach und nach dämmert mir, dass ich mir heute zu viel vorgenommen hab. Während Kerstin alle Bekannten wieder begrüßen kann und jetzt auch Inge merkt, dass Kerstin im Ziel steht, hab ich noch 3 km zu laufen. Die Beine werden schon sehr schwer, die Füße tun weh und so beschließe ich, es diesmal doch beim Halbmarathon zu belassen. Macht ja keinen Sinn, sich durch die zweite Hälfte zu quälen und vielleicht noch eine Verletzung zu riskieren.
Den Halbmarathon schaffe ich in 2:14:18, was eigentlich gar nicht so schlecht ist gemessen an meinem Fitness-Zustand. Ist halt schade, weil ich durch die Ummeldung nicht gewertet werde. Eine Medaille drückt man mir trotzdem in die Hand und die nehme ich auch! Schließlich hab ich das, was ich ursprünglich vorhatte, auch geschafft.
Von den anderen sehen wir nur noch Roland, der kurz nach mir die zweite Runde absolviert, aber natürlich noch den Rest in Angriff nimmt. Nachdem ich mich im warmen Thermalwasser wieder einigermaßen erholt hab und wir uns auf den Weg nach Hause machen, sehen wir noch Anton ins Ziel kommen. Er schafft es in standesgemäßen 4:07:23 und ist wie immer glücklich damit. Witzigerweise stehe ich trotz der Ummeldung in der Finisherliste für den Halbmarathon und hab sogar meine Urkunde.
Auch gut! Wer weiß, was jetzt passiert wäre, wäre ich den Marathon gelaufen. Vielleicht stünde ich dann in beiden Listen?
Die Seriensiegerin Tina Fischl gewinnt den Marathon auch diesmal und bleibt mit 2:59:19 als einzige Frau unter 3 Stunden. Bei den Männern heißt der Sieger Matthias Ewender und gewinnt in 2:31:36. Den Halbmarathon entscheidet Erik Hille in sagenhaften 1:06:14 für sich. Bei den Frauen siegt Maria Brand in 1:22:18.
Und unsere ganzen Mitstreiter? Gerhard verpasst die 4 Stunden deutlich und kommt nach 4:33:10 ins Ziel. Helene schafft es in phantastischen 4:40:09 – da hätte sie ja fast noch ihren Gerhard eingeholt! Natürlich gewinnt sie damit ihre Altersklasse (sie ist aber auch die einzige in der W65). Ebenso wie Inge, die die W60 in 4:34:13 gewinnt.
Roland wird 2. In der M65 und liegt mit seinen 4:29:44 nur 66 Sekunden hinter Platz 1. Und Josef gewinnt natürlich als einziger die M70 und benötigt auch nur 4:29:22, war also sogar schneller als Roland. Sagenhaft mit 73 Jahren!
Ich bin aber trotz des verpassten Marathon-Finish auch ziemlich zufrieden. Die HM-Zeit war im Rahmen meiner Möglichkeiten und wäre ich von Anfang an auf den Halbmarathon angelaufen, hätte ich maximal 5 Minuten rausholen können. Aber für einen ganzen Marathon brauche ich schon deutlich mehr Training. Aber bis zum 23. April hab ich ja noch viel Zeit – da findet wieder der Hamburg-Marathon statt.