Prellsteinrennen 26.01.2020

Das neue Jahr ist schon fast einen Monat alt und traditionell findet am letzten Sonntag im Januar das Prellsteinrennen statt – und das mit „traditionell“ kann man getrost wörtlich nehmen, denn es ist bereits die 60. Austragung dieses tollen Trailrennens! Ursprünglich als Langlauf-Wettkampf konzipiert, hat es sich mehr und mehr zum Traillauf-Wettbewerb gewandelt, an dem man bei entsprechender Schneelage zwar auch mit Langlaufskiern teilnehmen darf, aber das war vor vielen Jahren zum letzten Mal möglich.

Der Wettkampf findet in der Hersbrucker Schweiz mit Start und Ziel in Neutras in der Nähe des Höhenglücksteigs (ein bekannter Klettersteig) statt. Es sind zwar nur 12 km zu bewältigen, die es aber mit einer anspruchsvollen Strecke und vor allem 300 Höhenmetern in sich haben. Ich war die letzten 2 Jahre schon dabei und habe es noch nie unter 1:30 geschafft. Im letzten Jahr hatten wir allerdings auch mit sehr viel Schneematsch und einer extrem rutschigen Strecke zu kämpfen. Diesmal ist es weitgehend trocken und der Boden leicht gefroren – optimale Voraussetzungen!

Der Wettkampf wird von Dreier-Teams bestritten. Für die Rangliste zählen die zwei besten Zeiten, aber alle Drei müssen in der Maximalzeit von 2 Stunden ins Ziel kommen. Da dieses Jahr die Trailhexe Elke verletzungsbedingt ausfällt und auch Floh wegen einer anstehenden Prüfung nicht mitmachen kann, habe ich mir Verstärkung von Flohs Freundin Lara und meiner langjährigen Lauffreundin Andrea geholt. Damit ist das Frankenblitz-Team perfekt! Für Lara ist es der erste Laufwettkampf, sie ist topfit, freut sich auf die Herausforderung und wird natürlich die beste Zeit von uns Dreien laufen. Für sie ist es quasi ein Heimspiel, denn sie ist ganz in der Nähe aufgewachsen. Andrea, mit der ich schon über 6 Marathons gelaufen bin, hat eine zweijährige Laufpause hinter sich und befürchtet, die Maximalzeit von 2 Stunden nicht zu schaffen. Aber da kann ich sie beruhigen: ich weiß, was sie so draufhat und die 1:31, die ich letztes Jahr gebraucht hab, sollte sie auf jeden Fall schaffen.

Das erste Team startet um 10 Uhr und dann jede Minute ein weiteres Team. Das hat den riesigen Vorteil, dass das Feld von vornherein schön entzerrt ist und keinerlei Gedränge auf der Laufstrecke herrscht. Wir haben die Startnummern 22, 23 und 24, sind also nach 8 Minuten dran. Letztes Jahr waren wir das erste Team, das war nicht so prickelnd. Kurz vor dem Start, der an einer Gaststätte ist, laufen wir uns noch ein wenig warm und dann dürfen wir uns schon in gespannter Erwartung aufstellen.

Die Sekunden werden von 5 ab runter gezählt und los geht’s! Vom Start weg läuft Lara mir und Andrea davon. Es dauert nur wenige Minuten, bis wir sie aus den Augen verlieren. Andrea bemüht sich, mein Tempo zu halten und ich bemühe mich, nicht wie in den letzten Jahren viel zu schnell zu starten. Nach einem etwas welligen Abschnitt geht es einen knappen Kilometer bergab zur niedrigsten Stelle des Laufs. Dort eine 180°-Kurve und dann geht es erst mal stetig bergauf. Mir geht es ganz gut, Andrea keucht neben mir, aber hält tapfer mit.

Es wird immer steiler und nach Kilometer 3 taucht im Nebel der Prellstein auf, der Kletterfelsen, der dem Ganzen seinen Namen gibt. Von dort dürfen wir ca. 300 Meter steil bergab zur Cäciliengrotte, wo Quizfragen zu beantworten sind. Gerade als wir oben ankommen, kommt Lara bereits wieder hoch. Sie hat schon einen guten Vorsprung vor uns.

Es heißt, dass jede falsch beantwortete Frage mit einer Zeitstrafe von 10 Sekunden belegt wird. Im Endeffekt passiert das aber doch nicht; das Ganze soll nur ein schöner Gag sein. Bei Frage 2 hab ich in die falsche Richtung gedacht: wenn diesmal das 60. Mal ist, war das erste Mal natürlich 1961 und nicht etwa 1959.

Egal. Wir stapfen den steilen Downhill wieder hoch bis zum Prellstein und laufen weiter unterhalb vom Höhenglücksteig auf einem sehr anspruchsvollen Wegstück. Der Weg hängt nach rechts ab und ist voller Wurzeln und Felsen. Letztes Jahr war das eine ziemliche Rutschpartie, aber heute lässt es sich gut laufen.

Kurze Zeit später laufen wir runter zum nächsten Streckenposten, wo freiwillige Helfer des MTP Hersbruck jeden Läufer abhaken. Lara düst hier 7 Minuten vor uns runter, da hat sie auf den bisherigen 4,5 km schon einen guten Vorsprung herausgelaufen.

Weiter geht’s über eine große Lichtung. Die Sonne schafft es heute nicht ganz, sich gegen den Nebel durchzusetzen. Am Ende der Lichtung sagt ein Streckenposten zu uns: „noch 300 Meter bis zum Hindernis“. Uns ist völlig unklar, was er damit meint. Aber dann sehen wir es.

Die Witzbolde vom MTP Hersbruck haben eine Holzwand als Hindernis aufgebaut, die wir überklettern müssen. Der Läufer mit der Nummer 55 macht das wesentlich eleganter als wir.

Im weiteren Verlauf ist es immer wieder neblig. Die Gefahr, sich zu verlaufen ist aber gering, da die Strecke sehr gut mit Flatterbändern gekennzeichnet ist (es gab trotzdem ein paar, die sich verlaufen haben). Immer wieder geht es heftig bergauf. In den wenigsten Fällen können Andrea und ich alle Steigungen durchlaufen, aber Andrea ist jetzt warmgelaufen und hält gut mit mir mit. Einer der anstrengendsten Streckenabschnitte geht über eine große Wiese, die einem mit dem unebenen, weichen Boden richtig die Kraft aus den Knochen saugt. Es ist eben ein waschechter Crosslauf!

Irgendwo bei Kilometer 8 oder 9 überholt uns ein sehr schneller Läufer in kurzen Hosen. Es ist der spätere Sieger Shako Ramanpour, der 35 Minuten nach uns gestartet ist.

Lara bewältigt die Strecke in einer sehr guten Zeit von 1:08:11. In der Damenwertung kommt sie damit auf Platz 18 (von 40 Frauen). Damit war sie nur 2 Minuten langsamer als Floh letztes Jahr!

Andrea und ich kämpfen uns den letzten Berg hoch und erreichen dann das Ziel nach 1:21:47. Andrea ist in der Damenwertung auf Platz 34 und ich bei den Männern auf Platz 114 (von 124). Ich bin hochzufrieden, war ich doch heute 10 Minuten schneller als im letzten Jahr! In der Teamwertung kommen wir damit auf Platz 47 (von 51).

Durch den versetzten Start kommen auch nach uns noch wesentlich schnellere Läufer ins Ziel und jedem wird sofort die Startnummer abgenommen, denn die werden jedes Jahr wiederverwendet.

Wir sind alle sehr zufrieden mit unserer Leistung und lassen uns das umfangreiche Kuchenbuffet schmecken. Lara ist da längst umgezogen.

Shako Ramanpour vom MTP Hersbruck schafft die Strecke in sensationellen 46:09 und natürlich ist auch sein Team auf Platz 1.

Fazit: das war wieder eine großartige Veranstaltung und ein gelungener Start in das Laufjahr 2020.