Obermain-Marathon 12.04.2015

Es geht Schlag auf Schlag: nur zwei Wochen nach Freiburg der nächste Marathon. Wieder mal fahren wir nach Bad Staffelstein in Oberfranken, wo mit dem Obermain-Marathon ein wunderschöner Landschaftslauf stattfindet. Wir haben viel Zeit und fahren Landstraße, so sehen wir viele schöne Osterbrunnen auf der Strecke.

War ich 2012 zum ersten Mal in Bad Staffelstein, um den Halbmarathon zu laufen, so bin ich letztes Jahr zum ersten Mal den Marathon gelaufen, der vom Charakter ganz anders ist. Der Halbmarathon ist ein schneller, relativ flacher Straßenlauf, der Marathon dagegen führt über 28 km zum Großteil auf schönen Wald- und Wanderwegen über Kloster Banz, die Basilika Vierzehnheiligen und den Staffelberggipfel und lediglich die letzten 14 km führen fast ausschließlich auf Asphalt durch die kleinen Ortschaften rund um Bad Staffelstein. Neben der schönen Strecke mit tollen Aussichtspunkten ist das Interessante, dass die erste Hälfte weitgehend bergauf verläuft (der HM-Punkt ist auf dem Staffelberg) und die zweite Hälfte praktisch nur bergab geht. Die rund 600 Höhenmeter des gesamten Laufs werden also praktisch ausschließlich auf der ersten Hälfte gelaufen. Eine optimale Gelegenheit, einen Negativsplit zu laufen (zweite Hälfte schneller als die erste), was mir auch letztes Jahr bereits gelang (2:05 und 2:02).

Wie wird es dieses Jahr laufen? Das Wetter ist am Sonntag nicht ganz so schön wie 2014, aber doch um Längen besser als in Freiburg. Es ist kühl und leicht bewölkt – es verspricht ein schöner Tag zu werden. Wir starten bereits um 8:30 und Kerstin wartet an einer Straßeninsel auf uns.

Erwin Bittel und sein Team stellen heute die Tempoläufer für 4:30 und 5:00. Das ist nichts für mich, ich will wieder möglichst nah an die 4 Stunden ran laufen – vielleicht sogar darunter…? Mein Namensvetter Thomas ist auch dabei, aber der wird deutlich schneller sein als ich (trotz viel weniger Trainings) und flitzt auch vom Start weg auf und davon.

Eine Viertelstunde später starten die Halbmarathonläufer. Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Läufer gekleidet sind.

HM- und Marathonstrecke teilen sich bereits nach 750 Metern. Wir laufen erst mal nach Unnersdorf, wo wir den Main überqueren und kurze Zeit später auf den Waldweg in Richtung Kloster Banz abbiegen. Damit kündigt sich die erste Steigung bereits nach 3 km an: 180 Höhenmeter sind auf den nächsten 3 km zu überwinden.

Sofort geht der km-Schnitt von 5:20 auf 7:20 zurück. Noch hab ich meinen Rhythmus nicht gefunden. Der Wald spuckt uns etwas oberhalb von Kloster Banz aus. Dort ist die erste Versorgungsstelle, an der es bereits alles gibt, was das Läuferherz begehrt.

Jetzt kommt der schönste Downhill der gesamten Strecke: am Kloster vorbei, ein paar hundert Meter die Straße runter und dann auf einem wunderbaren Waldweg steil bergab. Hier sind noch alle frisch und machen ordentlich Tempo. Auch ich laufe hier 4:30 bis 4:40 pro km. Wir passieren eine Schafherde; die armen Tiere wissen gar nicht, wie ihnen geschieht und rennen aufgeregt hin und her. Kurz vor Hausen biegen wir wieder auf die Straße ab.

Hinter dem Hausener Wehr, wo wir erneut den Main überqueren, sind bereits 10 km absolviert. Ich liege mit 55 Minuten ganz gut in der Zeit. Links sehen wir die HM-Läufer, die aber bereits jetzt abbiegen, um auf die andere Seite der Autobahn zu kommen. Wir müssen dagegen noch 2 km parallel zur Autobahn bis Schönbrunn laufen und überqueren dann erst die A73. Hier treffen sich Halbmarathon- und Marathonstrecke für 600 Meter und es wird kurzzeitig etwas voller. Kurz nach der Versorgungsstelle dann gleich wieder die Trennung: Halbmarathon rechts, Marathon links.

Die nächste Steigung steht für uns an: zunächst rauf zur Basilika Vierzehnheiligen, benannt nach den 14 Nothelfern (ich erspare Euch die Namen), deren Türme schon seit Jahren eingerüstet sind und renoviert werden. Das letzte Stück ist so steil, dass Laufen keinen Sinn mehr macht.

Unter den erstaunten Blicken der zahlreichen Basilika-Besucher verfalle ich oberhalb der Kirche wieder in meinen Bergauf-Trippelschritt, vorbei an der Klosterbrauerei Trunk (da wäre es jetzt auch schön!) und an einer langen Autoschlange (die müssen jetzt alle auf uns warten). Mit der letzten kleinen Steigung biegen wir ab auf eine Hochebene in Richtung Staffelberg.

Es geht nun auf einem nur leicht ansteigenden Weg 3,5 km lang zum Staffelberg (dies ist ein Teilstück des Frankenwegs!). Hier kommen mir bereits die beiden Führenden entgegen. Erst auf den letzten 1000 Metern steigt der Weg steil an, um dann an der Kapelle in das Staffelberg-Plateau zu münden. Kurz vor dieser Steigung treffe ich auch den anderen Thomas. Auf diese Begegnung hab ich schon gewartet – die Kamera ist bereit.

Oben ist der Halbmarathon-Punkt. Mit 2:03 bin ich gut 2 Minuten schneller als im vorigen Jahr. Der Staffelberg hat ein angeschrägtes Plateau, das wir nun einmal umrunden müssen. An der Steigung haben die Organisatoren gnädiger weise eine Versorgungsstelle eingerichtet.

Auf dem Rückweg versuche ich wieder Gas zu geben. Auf halber Strecke kommt mir der „Bittel-Express“ entgegen und auch dem blinden Anton mit seinem Begleiter begegne ich. Der war letztes Jahr noch etwas schneller als ich – aber dieses Jahr ist er einen Tag vorher den Göltschtalmarathon gelaufen…

Ab jetzt geht es ziemlich lang bergab und ich träume noch von einer Zeit unter 4 Stunden. Mein Tempo ist dafür aber nicht mehr ausreichend. Bis Uetzing (km 29) schaffe ich auf dem steilen Downhill zwar noch ein Durchschnittstempo von knapp unter 5:30, aber das reicht einfach nicht, um das langsame Bergauflaufen zu kompensieren. Kurz vor Uetzing kommen wir wieder auf Asphalt und werden bis kurz vor dem Ziel auf kleineren Straßen und Radwegen bleiben. Die Kamera hab ich jetzt weggepackt, denn ich muss mich darauf konzentrieren, nicht zu viel Zeit zu verlieren.

In der Zwischenzeit begrüßt Kerstin schon mal die ersten HM-Läufer im Ziel, unter anderen auch Günter, der 2. seiner Altersklasse wird. Während das Team Klinikum Nord schon mal einen erfolgreichen Halbmarathon feiert (Carmen gewinnt sogar ihre Altersklasse – mit 10 Minuten Vorsprung!), kommt auch bereits der Sieger des Marathons in 2:41:00 ins Ziel, es ist Eike Loch vom TV Fürth.

Kerstin und Friedrich machen sich jetzt im Auto auf den Weg, mich zu suchen. Zuerst treffen sie den Bittel-Express und wissen damit, dass ich schon durch sein muss (Erwin läuft ja auf eine Zeit von knapp unter 4:30).

Ich habe mich derweil über die 3 kleinen Anstiege gekämpft, die hier noch zu überwinden sind und bemühe mich, wenigstens noch eine akzeptable Zeit über die Runden zu bringen. Von der 4-Stundenmarke habe ich mich schon mal verabschiedet, denn mein Tempo geht nicht mehr unter 5:30 pro km und zudem muss ich an jeder Versorgungsstelle eine kleine Gehpause einlegen, die weitere wertvolle Sekunden kostet. Mittlerweile ist es sehr sonnig und sehr warm geworden. Solche Temperaturen bin ich noch gar nicht gewöhnt.

Plötzlich höre ich von hinten „Frankenblitz“-Anfeuerungsrufe. Das ist doch Kerstins Stimme? Sie sitzt in Friedrichs Auto und sie haben mich jetzt eingeholt, etwa bei Kilometer 36.

Sie begleiten mich noch bis Kilometer 38 an der endlos langen Geraden neben der Bahnlinie (wie ich diesen Abschnitt hasse! Auch wenn er nur etwas über einen Kilometer lang ist, scheint er nie enden zu wollen) und zischen dann ab ins Ziel.

Ich darf noch eine Schleife durch das Waldgebiet hinter der Bad Staffelsteiner Therme drehen (letzte Versorgungsstelle) und sammle jetzt doch den einen oder anderen Läufer vor mir noch ein. Es geht durch das Gelände der Therme, am Gradierwerk und den Kaffeegästen am Kiosk vorbei, über den Parkplatz und schließlich durch die Unterführung der Bahnlinie auf die letzten 500 Meter vor und im Leichtathletikstadium, wo noch eine Dreiviertelrunde auf der Bahn zu drehen ist.

Endlich geschafft! Die Uhr bleibt bei 4:04:28 stehen. Wieder ein Negativsplit (zweite Hälfte in 2:01) und über 3 Minuten schneller als im Vorjahr. Platz 122 (von 220 Männern) und 11. meiner Altersklasse (von 31). Damit bin ich richtig zufrieden! Zumal ich überzeugt bin, dass mit etwas Glück auch die 4 Stunden drin gewesen wären.

Ich muss erst mal verschnaufen und nehme die Glückwünsche von Kerstin, Günter, Carmen, Friedrich und Thomas entgegen (er hat eine 3:43 geschafft – nicht schlecht bei dem geringen Training).

Die Medaille sieht dieses Jahr auch richtig gut aus und während ich mein wohlverdientes Bier schlürfe (Krug mit Inhalt ist ein Geschenk an die Läufer), kommt Erwin mit seiner Truppe just in time ins Ziel: 4:28:20, optimal.

Anton und sein Guide konnten nicht ganz folgen und sind 10 Minuten später im Ziel. Aber die haben ja auch noch den Göltschtalmarathon vom Vortag in den Beinen.

Der Aufenthalt in der Therme ist natürlich Pflicht nach diesem Lauf (für die Läufer kostenlos) und das warme salzhaltige Wasser tut richtig gut. Später fahren wir dann nach Nürnberg ins Cinecittá, wo Kerstin Preview-Karten für den ersten Franken-Tatort ergattert hat. Fragt nicht, wie ich wieder aus dem Kinosessel rausgekommen bin …