Thermenmarathon Bad Füssing 03.02.2019

Es ist Anfang Februar und der Thermenmarathon in Bad Füssing ruft. Dieses Jahr wurde der Teilnehmerbeitrag von 26 auf 29 Euro erhöht, aber damit ist dieser Lauf noch immer ein richtiges Schnäppchen, denn dafür bekommt man neben der Organisation des Laufs an sich zwei Tage Eintritt in die Johannesbad-Therme (am zweiten Tag auch für die Begleitung), sowie ein All-you-can-eat-Pastabuffet inkl. Getränken und einem Sportsymposium am Samstag. Mehr geht wirklich nicht.

Für meine siebte Teilnahme in Bad Füssing hatte ich zwar den kompletten Marathon geplant, leider ist es mir aber nicht gelungen, rechtzeitig ausreichend fit dafür zu werden. Außerdem sind für den Lauftag heftige Schneefälle angekündigt und so melde ich mich lieber auf den Halbmarathon um.

Und tatsächlich: lag am Samstag noch überhaupt kein Schnee, fallen über Nacht über 5 Zentimeter und die Landschaft am Morgen gleicht einem Wintermärchen. Leider ist es etwas über Null Grad und so ist der Schnee sehr nass und glitschig. Das kann lustig werden. Der Veranstalter empfiehlt schon, vom ganzen auf den halben Marathon umzumelden, wenn man sich nicht ganz sicher ist. Daneben plaudert er mit der Schirmherrin Anja Scherl und ich treffe beim Aufwärmen Kerstins Kollegen Bodo, der heute wieder ein famoses Rennen macht.

Da wetterbedingt viele Teilnehmer zu spät ankommen, die erst heute anreisen, wird der Start um eine Viertelstunde verschoben. Später erzählt mir Kerstin, dass trotzdem noch ganz viele Starter weit nach uns gestartet sind – gut, dass es eine Netto-Zeiterfassung gibt.

Der Start wird wie immer durch den ziemlich lauten Knall der Gebirgsschützen signalisiert. Wir stapfen durch den nassen Schneematsch und haben im Nu pitschenasse und ziemlich kalte Füße. Trotzdem gibt es auch immer ein paar Verrückte, die in kurzen Klamotten laufen (und der läuft sogar den kompletten Marathon!). Die ersten 4 Kilometer sind ganz schwer zu laufen. Es ist rutschig und man muss verteufelt aufpassen. Dennoch: ich sehe keinen einzigen Sturz. Sind halt doch alles erfahrene Läufer hier.

Die erste Versorgungsstelle kommt schon nach knapp 5 Kilometer. Es gibt alles, was das Herz begehrt, aber ich nehme nur den warmen Tee, der ziemlich gut schmeckt und zum Nachspülen einen Becher Wasser. Das wird heute meine Standardversorgung. Das Laufen klappt sehr gut, mein Tempo pendelt sich um die 6 Minuten pro km ein und auch wenn ich Sorge habe, dass das im Endeffekt zu schnell ist, bleibe ich dabei, weil es sich gut anfühlt. Und besser noch: ich überhole permanent andere Läufer und werde selbst so gut wie gar nicht überholt. Das erstaunt mich total, aber ist natürlich auch ziemlich motivierend.

Den Greppi von marathon4you überhole ich nach 6 km. Damit er auch mal ein Bild von sich hat, fotografiere ich ihn natürlich.

Kurze Zeit später gibt es direkt vor uns einen Verkehrsunfall: ein Linienbus, der links von einer Seitenstraße kam, wollte nicht warten, bis die Läufer durch sind, legt den Rückwärtsgang ein und fährt zurück – aber da war noch ein PKW hinter ihm, den er total zusammenfährt. Oje – die haben heute keinen guten Tag …

Auf der weiteren Strecke überhole ich Mozart: es ist Dietmar Mücke mit seiner Begleitung, ein Läufer aus dem Frankenland, der häufig als barfüßiger Pumuckl unterwegs ist. Heute hat er mal Schuhe an. Er ist einer der wenigen, die bereits alle 25 Thermenmarathons mitgemacht haben. Heute also zum 26. Mal.

Auf der kurzen Begegnungsstrecke, die man eingebaut hat, um die Strecke zusammen zu bringen, sehe ich ihn noch einmal.

Und während Bodo bereits die ersten 11 km hinter sich hat und durch den Start-/Zielbereich stürmt, kämpfe ich mich über einen völlig vereisten Straßenabschnitt.

Gut, dass ich meine griffigsten Schuhe anhab. Ich komme nirgends ins Rutschen, also alles gut.

Auf der Begegnungsstrecke hab ich schon Helene gesehen, die etwa 100 Meter vor mir war. Ich merke, dass ich sie wahrscheinlich noch vor Ende der ersten Runde einholen kann, wenn ich bei meinem Tempo von knapp unter 6 Minuten bleiben kann. Die Strecke beim Thermenmarathon ist in zwei Runden eingeteilt: die erste hat 11,1 km und die zweite 10 km. Nach jeder Runde läuft man durch den Start-/Zielbereich. Es gelingt mir, Helene auf dem letzten Kilometer der ersten Runde einzuholen, sodass wir ein schönes Bild von meinem unermüdlichen Superfan Kerstin bekommen. Sie wartet trotz des miesen Wetters die ganze Zeit auf bekannte Läufer und macht Fotos und Videos – ganz toll!

Und während kurze Zeit später bereits Bodo und noch etwas später der blinde Anton ihre zweite Runde abschließen und damit die Halbmarathonmarke passieren, gehe ich nach einer kurzen Versorgung auf die zweite Runde, auf der sich das Feld schon ziemlich auseinander gezogen hat.

Helene, die an der Versorgungsstelle durchgelaufen war, hole ich kurz darauf wieder ein. Sie meint, dass ihr der Marathon bei den heutigen Verhältnissen zu anstrengend wird und sie nach dem Halben aufhören wird. Das ist sehr vernünftig, denn die erste Runde war wirklich hart. Ich bleibe bei meinem Tempo (die Uhr zeigt 6:05 pro km an) und laufe ihr daher davon. Das Feld ist nun schon ziemlich auseinandergezogen und über die weiten Felder pfeift nun ein unangenehmer Wind. Wie gut, dass ich nur noch 9 km zu laufen hab. Die Wege sind jetzt dafür schnee- und eisfrei.

Es macht mir zunehmend Schwierigkeiten, das Tempo zu halten. Dennoch schaffe ich es auch durch das Wäldchen in der Nähe des Inn, dabei zu bleiben. Ab und zu überhole ich sogar noch. Man muss aufpassen, denn von den Bäumen fallen immer wieder große Schneebrocken, teilweise „angereichert“ mit kleinen Ästen. Momentan regnet es etwas.

Nach einer kleinen Unterführung muss ich dann doch ganz kurz gehen, verfalle aber sofort wieder in den Laufschritt und halte das tatsächlich bis zum Ziel durch.

Die Zeit stoppt bei 2:08:08 und das ist wirklich ein äußerst zufriedenstellendes Ergebnis für mich, denn ich hätte nicht gedacht, es unter 2:15 zu schaffen. Ich hole mir meine wohlverdiente Medaille (heute sehr passend in Form einer Schneeflocke) und mein Erdinger Alkoholfrei ab und dann geht es ab in die Therme.

Dort können Helene und ich in dem herrlich warmen Wasserbecken entspannen. In der Tat habe ich danach nur sehr wenig Muskelkater. Helenes Lebensgefährte Gerhard konnte heute leider nicht mitlaufen, da er Meniskusprobleme hat.

Das Härteste ist allerdings die Heimfahrt. Ab Regensburg schneit es wie verrückt und die Autobahn gleicht eher einer Skipiste als einer Straße. Mit 50 Stundenkilometern schleichen wir die letzten 100 km nach Hause, kommen aber wenigstens heil und unversehrt dort an. Und dann ist erst mal Schneeschippen angesagt.

Ich muss wieder mal ein sehr positives Fazit vom Thermenmarathon ziehen. Das Wetter ist jedes Jahr eine Überraschung. Von plus 10 bis Minus 15 Grad hab ich hier schon alles erlebt. So vereiste Wege wie dieses Mal aber noch nie. Umso erstaunlicher die Siegerzeiten: der finnische Marathonmeister Aki Nummela gewinnt den Halbmarathon in 1:11:30, bei den Damen gewinnt Elvira Flurschütz in 1:24:09.

Beim Marathon ist es noch krasser: Tobias Schreindl von der LG Passau gewinnt in sagenhaften 2:31:10, bei den Damen die Tschechin Petra Pastorova in 2:55:25. Der Seriensiegerin Tina Fischl nimmt sie fast 5 Minuten ab (3:00:05) – ganz schön ärgerlich für Tina, denn der Sponsor schenkt jedem Sieger eine 7-tägige Reise mit Begleitung in die Dominikanische Republik.

Bodo macht wieder ein ganz tolles Rennen und schafft den Marathon in 3:19:54 (Gesamtplatz 35!).

Ich komme übrigens mit meiner Zeit auf Platz 476 von 565 Männern und in meiner Altersklasse auf Platz 28 von 42. Nicht sooo schlecht – aber da ist noch Luft nach oben.