Obermain-Marathon Bad Staffelstein 07.04.2019
Zum Obermain-Marathon in Bad Staffelstein war ich das letzte Mal 2015. Damals hatte ich noch den Ehrgeiz, das Ganze unter 4 Stunden zu schaffen. Eine 4:04:28 ist es dann schließlich geworden. Das ist heute natürlich jenseits meiner Möglichkeiten. Ich weiß momentan noch nicht so genau, wo ich stehe. Der Thermen-Halbmarathon ist zwar ganz ordentlich gelaufen, aber auf längeren Strecken hatte ich im Training immer jenseits der 25 km größere Probleme.
Trotzdem stehe ich am Sonntag frohen Mutes im Startbereich bei absolutem Traumwetter. Es ist zwar noch sehr kühl, aber der Tag verspricht wundervoll zu werden. Die einzigen Bekannten, die ich heute treffe, sind der blinde Anton (wieder mal mit einem neuen Begleiter) und Roland Blumensaat, der einen Ersttäter begleitet. Als ersten Marathon den Obermain? Respekt! Hat der doch immerhin über 600 Höhenmeter zu bieten, die fast alle auf der ersten Hälfte gelaufen werden müssen.
Der Start ist um 8:30 und wir laufen erst mal einen Kilometer durch das noch sehr ruhige Bad Staffelstein. Mein Lieblingsfan Kerstin wartet schon vor dem Bahnhof auf uns.
Die Marathonstrecke hier ist sehr abwechslungsreich. Mit einem wunderschönen Blick auf das Kloster Banz laufen wir über den Main durch Unnersdorf und biegen ziemlich bald auf einen schönen Waldweg ab, der uns mit der ersten Steigung des Tages rauf nach Kloster Banz bringt.
Ich unterhalte mich angeregt mit einer Läuferin, die auf einen Triathlon trainiert und merke daher gar nicht, dass ich für meine Verhältnisse viel zu schnell unterwegs bin. Erst als es bergauf geht, fällt es mir auf und ich lasse meine nette Begleiterin ziehen, um bei einer kurzen Gehpause zu verschnaufen. Von hinten kommt eine Mauerwegläuferin (Berliner Mauerweg, 160 km) mit dem legendären Spruch auf dem Shirt „Niemand hat die Absicht, 100 Meilen zu laufen“. Ich sprech sie drauf an und sie ist total verwundert, dass das hier jemand kennt.
Oberhalb von Kloster Banz – wir haben etwas über 6 km und einige Höhenmeter hinter uns – ist die erste Versorgungsstelle und dann geht es die Straße abwärts nach Weingarten. Wir haben einen ziemlich heftigen Seitenwind, der die Straßenabsperrungen teilweise umweht. Aber das ist nicht mein Hauptproblem, sondern meine Knieschmerzen, die sich hier doch sehr deutlich melden. Ich laufe daher betont gemütlich bergab und werde gefühlt von hundert Läufern überholt.
Mit einem herrlichen Blick auf den Main komme ich unten an, sehe in der Ferne bereits dem Staffelberg, Das gerade passierte Kloster Banz und auch noch ganz schön weit weg das Kloster Vierzehnheiligen. Auf der Ebene kann ich wieder Gas geben. Ich bin jetzt auf Betriebstemperatur, schaffe auf den nächsten 7 km einen Schnitt unter 6 Minuten und sammle wieder einige Mitstreiter ein.
In der Zwischenzeit ist Kerstin bereits zum Parkplatz bei Vierzehnheiligen gefahren und zum Staffelbergplateau gewandert, wo wir zweimal vorbeilaufen müssen.
Die Sanitäter aus Neustadt bei Coburg, die dort stehen, verbringen heute einen sehr ruhigen Tag. Die Wetterverhältnisse sind einfach perfekt.
Während der spätere Sieger Goytom Maru vorbei rast, kämpfe ich mich die heftige Steigung am Kloster Vierzehnheiligen hoch. Den blinden Anton mit seinem Begleiter Martin, der gleichzeitig Tempoläufer für 4:29 ist, konnte ich hier ein letztes Mal einholen. Sie haben allerdings keinen weiteren Läufer dabei und sind im Gehen deutlich schneller als ich.
Vorbei an der Klosterbrauerei Trunk geht es hoch zum Staffelbergplateau, wo wir für ein paar Kilometer dem Frankenweg folgen dürfen. Meine liebe Kerstin wartet schon auf mich, kurzes Abklatschen, ein paar Worte und weiter geht’s. Auf dem Plateau sind es 4,5 km bis zum Staffelberggipfel, die wir hin- und zurück laufen müssen. War 2015 der Halbmarathonpunkt noch genau auf dem Gipfel, so kommt er diesmal bereits einen guten Kilometer vorher, da die Strecke leicht verändert wurde.
Kerstin steht derweil bei ein paar netten Zuschauern, die auf ihren Schützling Lukas warten. Er ist ziemlich gut unterwegs. Er wird in nur 3:31:03 ins Ziel kommen.
Ich stapfe derweil das letzte Steilstück zum Staffelberg hoch, treffe ein letztes Mal Anton und Martin, die bereits auf dem Rückweg sind und genieße die Runde über den Staffelberg, bei der es auch eine große Versorgungsstelle gibt.
Bei diesem Wetter haben wir einen herrlichen Weitblick. Runter vom Staffelberg bin ich wieder etwas gehandicapt durch die angeschlagenen Knie, aber Gott sei Dank ist das Steilstück nur ein paar hundert Meter lang.
Obwohl die Strecke jetzt mehr bergab als bergauf geht (es sind ja schon fast sämtliche Höhenmeter geschafft), habe ich zunehmend Schwierigkeiten, das Tempo zu halten. So langsam steigt der Kilometerschnitt von 6:30 in Richtung 7 Minuten. Nachdem wir noch mal an dem Punkt vorbeikommen, wo Kerstin steht, sollte es nach meiner Erinnerung nur noch bergab gehen.
Aber die Strecke wurde ja geändert und wir müssen nun die Direttissima runter nach Uetzing nehmen. Dafür müssen wir an der Flanke des „Kleinen Saffelbergs“ vorbei und es geht noch mal etwa 1 km bergauf. Puhh!
Aber dann geht’s wirklich nur noch runter. Rechts aus dem Gebüsch kommt eine Läuferin mit Salomon-Rucksack, die mich schon vor einiger Zeit überholt hatte. Hat wohl bei ihr etwas länger gedauert. Wir unterhalten uns den gesamten Weg bergab. Sie heißt Sabine, ist gerade nach Fürth gezogen und freut sich, mal ganz andere Strecken laufen zu können. Ich empfehle ihr gleich, doch die „Frankenkrone“ anzugehen (das sind erfolgreiche Teilnahmen beim Obermain-Marathon, Frankenweg-Lauf und Fränkische Schweiz Marathon) und sie bestätigt sofort, das auch bereits geplant zu haben. Zum Frankenweg-Lauf ist sie schon angemeldet. Hinter Uetzing muss ich sie ziehen lassen, weil ich ihr Tempo nicht mitgehen kann.
In Horsdorf muss ich noch mal kurz umdrehen, um den schön geschmückten Osterbrunnen zu fotografieren und dann treffe ich auch schon wieder meinen größten Fan. Sie hat es zeitlich gerade so geschafft, zum Auto zurück zu wandern und hierher zu fahren. Wie gut, dass ich nicht schneller unterwegs bin.
Der letzte Streckenabschnitt (es sind jetzt noch 8 km) zieht sich endlos. Es geht kilometerlang über weite Felder mit ziemlich viel Wind und an der Bahnstrecke entlang. Zudem ist es sehr warm geworden. Ich leide mit meinen Mitstreitern. An den Versorgungsstellen schütte ich mir Cola rein und prompt bekomme ich Seitenstechen davon, sodass ich immer wieder eine kleine Gehpause einlegen muss.
Anton und Martin laufen nach 4:31:45 ins Ziel und verpassen damit die 4:30 ganz knapp. Ich komme endlich auf das Kurparkgelände. Eine andere Läuferin und ich motivieren uns gegenseitig für den letzten Kilometer (der 1,6 km lang ist, weil die Schilder falsch aufgestellt waren) und dann ist es endlich geschafft – nach 4:56:05 immerhin noch unter 5 Stunden.
Ich bin aber ziemlich zufrieden. Immerhin konnte ich den größten Teil der Strecke im Laufschritt bewältigen (auch wenn er am Ende sehr schwer wurde) und auch die Anstiege haben mich nicht wie befürchtet total fertig gemacht.
Der Sieger hat es übrigens in phänomenalen 2:43:34 geschafft. Die beste Frau war Eva Müller in 3:24:15. Meine Zeit war gut für Platz 201 bei den Männern und Platz 11 in meiner Altersklasse (immerhin von 20!).
Wie beim Thermenmarathon darf man auch in Bad Staffelstein zur Belohnung in die Therme. Dort kann man im warmen Wasser herrlich die Seele baumeln lassen. Am Besten ist das Salzbecken mit einem Salzgehalt von 12%. Da kann man sich einfach reinlegen und schwebt sozusagen im und auf dem Wasser – wunderbar!