Achenseelauf 08.09.2024
Unsere Freunde René und Yvonne nehmen zum wiederholten Mal am Achenseelauf teil und wir haben uns relativ spontan entschlossen, auch mal dabei zu sein. Der Lauf ist 23,2 km lang und geht einmal um den Achensee rum. Dabei verlaufen die ersten 14,5 km relativ flach an der Seepromenade entlang, während die letzten Kilometer auf einem schmalen Trail zu laufen sind, der dann nochmal 200 Höhenmeter mit zig steilen Stufen aufweist – man muss sich seine Kräfte also gut einteilen.
Der Achensee ist ein typischer Bergsee und liegt kurz hinter der deutsch-österreichischen Grenze in der Nähe vom Tegernsee. Auf der einen Seite liegt das Karwendelgebirge, auf den anderen das Rofangebirge. Von der Bergstation der Karwendelbahn hat man einen wunderbaren Blick auf den ganzen See und ich kann mir fast nicht vorstellen, dass die komplette Runde nur 23,2 km haben soll.
Vor vielen Jahren hab ich in Pertisau, wo der Start ist, ein Trailrunningcamp besucht und damals sind wir den Trailabschnitt auch gelaufen, allerdings in der anderen Richtung. Ich habe diesen Abschnitt als fordernd, aber problemlos machbar in Erinnerung und schätze, dass ich die fast 9 km in knapp über einer Stunde bewältigen kann – eine krasse Fehleinschätzung, wie sich zeigen wird.
Am Samstag holen wir die Startnummern ab und tags drauf geht es um 10 Uhr los. René und Yvonne sind vor ein paar Tagen den Trailabschnitt schon mal Probe gelaufen und Yvonne traut sich daraufhin die komplette Strecke nicht zu, sodass sie zum Staffellauf ummeldet, heißt: René fungiert neben seinem Hauptlauf auch als Staffelläufer, übergibt die Staffelnummer bei Kilometer 14,5 an Yvonne und sie läuft dann ebenfalls die restliche Strecke. So hat jeder was davon. René und ich peilen an, bis zur Wechselstelle etwa eineinhalb Stunden zu brauchen.
Tatsächlich fällt der Startschuss erst um 10:15 Uhr, weil ein Teil der Strecke wegen eines Almabtriebs stark verschmutzt ist und erst mal gereinigt werden muss. Nach dem Start, der an einem Sportgelände stattfindet, laufen wir erst mal einen halben Kilometer abwärts zum See und am Zielgelände vorbei, bis wir dann auf der Promenade sind. Das Wetter ist ganz gut, teilweise bewölkt und nicht mehr so heiß wie noch am Vortag.
Wir laufen einen km-Schnitt von um die 6:10 Minuten. Mir ist das auf Dauer aber etwas zu schnell und so lass ich mich nach der ersten Versorgungsstelle bei Kilometer 5 etwas zurückfallen. René behalte ich aber immer im Blick und nach etwa 10 Kilometern hole ich wieder auf, bin nach der nächsten Versorgungsstelle für ein paar Minuten vor René, bis er mich wieder überholt. Die Strecke ist durchaus nicht wirklich flach, es gibt immer wieder kurze Anstiege, aber alles in allem kann man gut durchlaufen und wir schaffen es tatsächlich in ziemlich genau 1:30 Stunden bis zur Wechselstelle.
Kerstin und Yvonne sind mit dem Schiff vorgefahren und sehen dort auch den ersten Läufer durchkommen (als er durchläuft, sind wir gerade bei Kilometer 8). Yvonne bekommt die Staffelnummer von René, er erhält schon mal seine erste Medaille und an der Versorgungsstelle hole ich ihn wieder ein. Ich starte erst mal durch, überhole kurz später Yvonne und dann geht es auf den Trail. Der erste Läufer ist jetzt schon im Ziel.
Die ersten 2,5 km gehen noch ganz gut, aber dann verlassen mich an einer längeren Steigung die Kräfte. Ich hab mir das doch etwas falsch eingeteilt und bin die erste Strecke viel zu schnell gelaufen. Man kann jetzt auch nicht wirklich seinen eigenen Rhythmus laufen, denn die Strecke ist sehr schmal, überholen ist verboten und so muss man sich an die anderen Teilnehmer anpassen. Ab und zu lassen die zwar überholen, aber so nach und nach bin ich derjenige, der überholen lassen muss. Die vielen Stufen machen ein Übriges: so viele hatte ich gar nicht in Erinnerung!
Ein Problem sind jetzt auch meine Schuhe: ich habe normale Straßenlaufschuhe an (die Ultraboost von Adidas) und deren Sohle ist viel zu weich für den felsigen Untergrund mit schräg stehenden Schieferplatten. Trailschuhe wären jetzt sehr viel besser, nur damit wäre ich den ersten Teil nicht so schnell gelaufen.
Kerstin ist derweil mit dem Schiff auf dem Weg zurück nach Pertisau und kann Bilder von uns vom See aus machen. Denke ich noch, dass es doch witzig wäre, wenn ich an der Gaisalm gleichzeitig mit dem Schiff ankäme (das Schiff hält dort und wir haben dort die nächste Versorgungsstelle), sehe ich kurze Zeit später, dass wir dafür noch einen gewaltigen Anstieg bewältigen müssen. Die Bergwacht, die an der Strecke steht, meint zwar, dies wäre der letzte Anstieg, aber wie so oft ist das natürlich gelogen. Ich keuche also hoch, von dem Aussichtspunkt an der höchsten Stelle geht es dann über eine lange steile Treppe mit unebenen Stufen runter zur Alm.
Ich könnte das zwar runterhüpfen (meine Knie fühlen sich noch erstaunlich gut an), aber die meisten gehen das ziemlich langsam und vorsichtig runter, zum Teil staut es sich sogar.
Später müssen wir noch ein riesiges Schotterfeld queren, durch einen Wald mit einem total verwurzelten Weg und bis Kilometer 21 im permanenten auf und ab zur letzten Versorgungsstelle laufen. Ab da ist es dann wirklich flach bis ins Ziel und ich schaffe es tatsächlich noch, das meiste davon im Laufschritt zu bewältigen, die 3-Stundenmarke immer im Auge.
Die letzten Meter bis ins Ziel tun schon weh! Von hinten höre ich noch „Grüße nach Lauf“ – nanu, da scheint mich jemand zu kennen? Das Ziel erreiche ich nach der offiziellen Zeit von 2:56:50, hab also für die Trailstrecke 1:26 gebraucht – von wegen das schaffe ich in einer Stunde! Hatte Yvonne also recht damit, dass das nicht zu schaffen ist (also nicht für mich, sie oder René).
Ich stelle mich schon mal an der Schlange für die Zielversorgung an, die aber genauso enttäuschend ist wie die Versorgung auf der gesamten Strecke. Es gibt Wasser, Wasser mit Holundersirup und belegte Brote – das wars. Kuchen ist schon aus. Unterwegs gab es hie und da noch etwas Obst und Riegel. Wie gut, dass ich wenigstens zwei Gels dabeihatte, die ich auch beide gebraucht hab.
René hab ich übrigens seit der Wechselstelle nicht mehr gesehen. Er ist auf dem Trail einmal weggerutscht und hat dabei einen Krampf bekommen. Die Krämpfe begleiten ihn daraufhin bis ins Ziel, das er mit schmerzverzerrtem Gesicht nach 3:04:20 erreicht.
Nach 3:17:32 kommt dann auch Yvonne ins Ziel, bei den Staffeln schaffen sie es damit noch auf den vorletzten Platz.
Sieger wurde bei den Männern Raphael Junghans in 1:31:01 und bei den Frauen Sophia Moosbrugger in 1:47:33. Der Streckenrekord wurde diesmal nicht erreicht.
In Summe also ein ganz schöner Lauf, auch wenn ich mir eine bessere Zeit ausgerechnet hatte, aber dafür reicht meine Fitness dann doch nicht mehr. Die Medaille ist sehr nachhaltig aus Holz. Das Wetter hat auch gehalten. Der angesagte Regen startet dann während der Siegerehrung, aber da stehe ich längst unter der Dusche.