Rothenburger Lichterlauf (Airport Edition) 06.11.2021

Normalerweise ist der Rothenburger Lichterlauf eine sehr stimmungsvolle Laufveranstaltung in der Rothenburger Innenstadt: 4 Runden auf teilweise mit Fackeln beleuchteten Wegen, über Kopfsteinpflaster und an der Stadtmauer entlang mit einer Streckenlänge von insgesamt 8400 Metern. Es soll der erste Wettkampf für Denisse werden und so melden wir uns schon im September dazu an.

 

Aber was läuft gegenwärtig schon normal! Bereits Anfang Oktober kommt eine Mail, dass der Lauf pandemiebedingt von der Innenstadt auf den kleinen Flugplatz verlegt wird, es also sozusagen eine (hoffentlich einmalige) „Airport Edition“ gibt. Na toll: einen Kilometer geradeaus, Wende, einen Kilometer zurück, wieder Wende und das Ganze 4-mal. Aber jetzt sind wir nun mal angemeldet und Denisse soll ihren ersten Wettkampf bekommen.

 

Start des Hauptlaufs über 8 oder 8,4 km (auf der Webseite des Veranstalters steht mal die eine, mal die andere Distanz) ist um 19:15 Uhr. René und Yvonne sind auch mit von der Partie (wobei René verletzungsbedingt nicht mitlaufen kann). Wir übernachten in Rothenburg, sodass wir uns am Nachmittag diese wunderschöne Mittelalterstadt anschauen können und gegen 18 Uhr zum Flugplatz rausfahren, der etwa 4 km von der Stadt entfernt ist.

Für die Zuschauer und Begleitpersonen gilt die 3G-Regel, für die Teilnehmer komischerweise nur die Maskenpflicht auf dem Gelände. Die Startnummernausgabe ist im Hangar des Flughafens, der gerade rappelvoll ist, weil dort zusätzlich die Siegerehrung für die bereits abgelaufenen Schülerwettbewerbe stattfindet. Wir bekommen aber schnell unsere Startnummern und halten uns dann hauptsächlich im Freien auf.

Es ist ziemlich kalt (so um die 2°), aber immerhin trocken. Denisse friert natürlich und tigert die ganze Zeit im Kreis, um sich einigermaßen warmzuhalten.

Das Team Frankenblitz ist bereit! Eine Minute vor dem Start gehen Denisse, Yvonne und ich zum Startbereich und stellen uns ganz hinten an. Und dann kommt auch schon der Startschuss.

Die Veranstalter haben sich große Mühe gegeben, für eine stimmungsvolle Atmosphäre zu sorgen und das ist auch ganz gut gelungen. Ich habe Denisse eingeschärft, sich am Anfang nicht allzu sehr mitreißen zu lassen. Die Gefahr ist aber gering, weil wir ganz hinten gestartet sind. Trotzdem laufen wir Yvonne sofort davon, denn ich strebe schon ein Tempo von unter 6 Minuten pro Kilometer an. Vor uns läuft eine Gruppe Frauen und eine sagt: 5:50er Tempo, das ist zu schnell! Auf meine Bemerkung, dass das doch ganz gut sei, meint sie: „aber wir wollten eigentlich ein 7:30er Tempo laufen“. OK, dann ist das doch viel zu schnell für die Damen, sie werden langsamer und wir überholen.

 

Die erste Wende kommt schon nach ca. 800 Metern und als nach dem ersten Kilometer meine Uhr 6:20 anzeigt, sag ich zu Denisse, dass wir zu langsam sind und Gas geben müssen. Hinterher erzählt sie mir, dass sie mich in diesem Moment am liebsten geohrfeigt hätte, aber sie geht brav mein Tempo mit.

Ich wundere mich schon, wie wir auf die Streckenlänge kommen wollen, aber die Gegengerade geht am Startbogen vorbei und die zweite Wende ist ein gutes Stück weiter. Als wir zum zweiten Mal durch den Startbogen laufen, haben wir 2 km geschafft; es werden also doch genau 8 km. Kerstin und René stehen kurz hinter dem Startbogen in einem Zelt (es ist wirklich bitterkalt!) und versuchen, Fotos zu machen – bei der Beleuchtung natürlich ein sehr schwieriges Unterfangen.

Denisse und ich steigern unser Tempo von Kilometer zu Kilometer. Ich bin begeistert! Denisse ist noch nie so schnell gelaufen, hält aber sehr gut mit. Mir geht es sehr gut, ich bin noch nicht am Limit.

In der zweiten Runde erwischt uns einer der Fotografen an der zweiten Wende. Yvonne ist eine gute Minute hinter uns. Nach der Wende wird Denisse immer etwas langsamer, denn es geht fast unmerklich bergauf und es gibt leichten Gegenwind. Ich feuere sie an („nicht nachlassen!“) und nach dem Startbogen geben wir wieder richtig Gas. Und dann werden wir bereits von den besten Läufern überrundet. In der dritten Runde überholen uns zwei schnelle Läufer und der Eine sagt zum Anderen: 7 (km). Ich zu Denisse: 5! Der schnelle Läufer hört das und entschuldigt sich bei uns – wie nett.

 

Ab der dritten Runde kommt dichter Nebel auf und in der vierten Runde kann man kaum noch die Strecke erkennen. Die Luftqualität wird auch immer schlechter. Es riecht nach Kerosin und die Diesel-Stromaggregate, die neben der Laufstrecke stehen, machen die Luft auch nicht besser. Ich bin froh, dass es nicht mehr lange geht. Wir überholen immer wieder mal andere Läufer, werden selbst aber nicht mehr überholt. Bei der letzten Wende geben wir nochmal richtig Gas, den letzten Kilometer schaffen wir in ca. 5 Minuten (!!) und so kommen wir überglücklich nach 44:36 ins Ziel.

Denisse bekommt ihre hart verdiente erste Medaille und strahlt.

Yvonne kommt nach 56:15 ins Ziel und schafft damit immerhin auch noch eine Zeit von deutlich unter einer Stunde.

 

Das ist wirklich großartig gelaufen! Jeder Kilometer war ein paar Sekunden schneller als der Vorhergehende. In Summe schaffen wir ein Tempo von 5:34 pro km. Ich bin unheimlich stolz auf Denisse, dass sie das so gut mitgemacht hat. Sie ist aber auch total außer Puste. Wen wundert‘s? Auch Yvonne kann angesichts ihres mangelnden Trainings mehr als zufrieden sein. Auf der Originalstrecke durch die Rothenburger Altstadt wären wir jedenfalls viel langsamer gewesen.

 

Denisse schafft Platz 46 bei den Frauen (von 104) und ist 14. der Frauen-Hauptklasse (von 25). Ein echt gutes Ergebnis!

Yvonne wird Drittletzte, in ihrer Altersklasse W40 aber tatsächlich Letzte.

Und ich bin lediglich der 147. Mann (von 177) und 8. in der M60 (von 11).

Die Siegerzeiten sind 31:02 bei den Frauen und 27:33 bei den Männern. Für alle gibt es eine schöne Medaille in Selbstbedienung.

Die Rückfahrt nach Rothenburg durch dichten Nebel ist abenteuerlich, aber auch das schaffen wir. Bei einem schönen Abendessen lassen wir einen erfolgreichen Tag ausklingen.