Bamberger Weltkulturerbelauf 04.05.2025

Eine Woche ist der Spreewaldmarathon her. Eine Woche, in der wir in Berlin waren, Freunde in Gotha besucht haben und bei einem Quadball-Turnier (die nicht-magische Form von Quidditch) in Bamberg zugesehen haben. Keinerlei Training, dafür viel rumlaufen, viel essen und viel trinken. Ob das gutgeht, um beim Halbmarathon im Rahmen des Weltkulturerbelaufs (WKEL) in Bamberg zu bestehen? Schließlich ist das Höhenprofil heftig:

280 Höhenmeter sind laut Ausschreibung zu überwinden, der Bärenanteil gleich am Anfang, aber auch der Anstieg am Ende ist nicht zu unterschätzen. Die Strecke ist kompliziert, geht kreuz und quer durch Bamberg und an sämtlichen Sehenswürdigkeiten vorbei:

Als wir am Samstag anreisen, ist grauenvolles Wetter: es regnet wie aus Eimern, aber heute muss ich ja nicht laufen und für Sonntag ist immerhin kühles, aber trockenes Wetter angesagt. Die Abholung der Startnummer gestaltet sich gemütlich, auch die Ummeldung auf meinen Namen ist problemlos. Der WKEL findet nur alle 2 Jahre statt und ist in der Regel sehr schnell ausverkauft, aber ein Freund von mir kann nicht teilnehmen und überlässt mir seinen Startplatz. Tatsächlich könnte man auf der kleinen Laufmesse noch freie Startplätze ergattern.

In der Nacht zieht ein heftiges Gewitter mit Starkregen über Bamberg, aber am Morgen ist wunderbares Wetter mit wenigen harmlosen Schönwetterwolken und wie angesagt ist es schön kühl – perfektes Laufwetter! Der Start zum Halbmarathon ist erst um 15:30 Uhr und so bleibt Zeit, um die Läufer von den kürzeren Distanzen zu sehen. Die beiden führenden Mädels vom 4,1 km-Lauf liefern sich ein knappes Finish (und sind noch vor den ersten Jungs im Ziel).

Wir sind etwa 40 Minuten vor dem Start des Hauptlaufs im Startbereich. Team Frankenblitz ist bereit.

Meine beiden Fans gehen schon mal vor an die Strecke, ich stelle mich an den Toiletten an und gehe dann in die Mitte des Startfeldes. Sehr überraschend treffe ich dort auf meinen ehemaligen Kollegen Cäsar, der auch ganz überrascht ist, mich zu sehen.

Seit einigen Jahren hat auch ihn das Lauffieber erfasst. Er wird allerdings sehr viel schneller sein als ich und geht weiter nach vorne, um den voraussichtlichen Stau an den Engstellen zu vermeiden.

 

Der Startschuss ertönt und ich brauche tatsächlich über 9 Minuten, um über die Startlinie zu kommen, obwohl sie ganz nah zu sein scheint. Ich habe heute übrigens keine Kamera dabei und deshalb gibt es nur Fotos von meinem besten Fan Kerstin.

Den ersten Kilometer gehe ich flott an (6-Minuten-Tempo), denn danach geht es gleich mehr oder weniger steil bergauf, erst zum Michelsberg und weiter auf die Altenburg. 4 Kilometer bergauf mit ein paar kurzen Downhills. Die Stimmung ist phänomenal und ich schaffe es tatsächlich, die gesamte Strecke bergauf zu laufen, natürlich langsam. Nur die letzten 50 Meter muss ich gehen, denn die sind mir wirklich zu steil.

 

In die Altenburg (eine kleine mittelalterliche Burg auf dem Berg) führt eine schmale Brücke über den Wassergraben und über die müssen die ein- und auslaufenden Teilnehmer. Da das eine richtige Vereinzelungsanlage ist, staut es sich total und wir können nur langsam gehend in die Burg rein. Das ist aber eine willkommene Erholungspause und wahrscheinlich der Grund, warum Cäsar weiter vorne starten wollte. Drin wartet die erste Versorgungsstelle. Es gibt hier, wie an allen Versorgungsstellen nur Wasser, aber das reicht ja auch völlig aus.

 

Dann geht’s wieder steil bergab, zum Teil über heftiges Kopfsteinpflaster. Man muss wirklich tierisch aufpassen und hoch konzentriert laufen, um nicht zu stürzen. Gut, dass ich keine Kamera mitgenommen habe, die würde mich jetzt viel zu sehr ablenken. 200 Höhenmeter waren es bergauf, die wir jetzt fast vollständig wieder runter in die Innenstadt müssen, wo Kerstin und Denisse in der Nähe des alten Rathauses auf mich warten.

8 km sind absolviert. Ich hab sie in 56 Minuten geschafft, was angesichts der Höhenmeter wirklich gut ist für mich. Ich fühle mich gut und auf der weiteren Strecke erst an der Regnitz entlang, an der Schleuse des alten Kanals und dem Hainpark vorbei, durch die schöne Grünanlage des Theresienhains und Luisenhains, an einer Schleuse rüber zum Luitpoldhain an den Rhein-Main-Donaukanal laufe ich nun sehr konstant meine 6:20 Minuten pro km – allerdings ist das auch mein Limit, mehr geht wirklich nicht und bin mir nicht sicher, dass ich das die gesamte Strecke durchhalte. Im Moment ist es sehr eben, das Wetter weiterhin super schön und trotzdem kühl, die Stimmung sagenhaft und nach etwas über 15 km erreiche ich den nächsten Treffpunkt mit meinen Fans am Kunigundendamm unter und kurz darauf auf der Kettenbrücke.

Es läuft perfekt für mich, aber jetzt wird es schon ganz schön anstrengend. Noch ein paar Kurven in der Altstadt und ab Kilometer 19 kommt dann der letzte Anstieg am Bamberger Dom. Er sieht auf dem Höhenprofil harmlos aus, aber er will kein Ende nehmen und ich benötige nun mehrere Gehpausen, um ihn zu bewältigen. Als es nach Kilometer 20 (Wahnsinn! Nur noch 1 km bis ins Ziel!) wieder auf Kopfsteinpflaster steil bergab geht, bekomme ich fast einen Wadenkrampf und muss Tempo rausnehmen. Dabei geht es hier ganz malerisch durch die Alte Hofhaltung durch.

 

Über die obere Brücke überqueren wir nochmal die Regnitz und dann kommt auch schon der Zielkanal. Ich geb nochmal Gas und komme schließlich in 2:24:52 ins Ziel.

Ich bin hocherfreut, es deutlich unter 2:30 geschafft zu haben. Meine Uhr zeigt 300 Höhenmeter und so fühlt es sich auch an. Allerdings reicht meine Zeit nur für Platz 40 in meiner Altersklasse (aber immerhin 12 Läufer der M65 waren noch langsamer als ich).

 

Die Sieger schaffen es in 1:13:11 (Männer), bzw. 1:22:45 (Frauen) – sensationell!

 

Cäsar erreicht das Ziel in 2:00:06 und ärgert sich bestimmt, die magische 2-Stundenmarke so knapp verpasst zu haben. Er hatte ab Kilometer 15 Probleme mit der Wade und da war dann einfach nicht mehr drin.

 

Damit kann ich also den Weltkulturerbelauf auch abhaken. Ein besseres Laufwetter hätte ich mir nicht wünschen können und nach dem Spreewaldmarathon, bei dem ich am Ende wesentlich mehr leiden musste, war das eine willkommene Abwechslung mit einem für mich sehr flotten Lauf, der bis zum Ende sehr gut lief.