Thermenmarathon Bad Füssing 02.02.2025
Der erste Wettkampf des Jahres gehört in Deutschland dem Thermenmarathon in Bad Füssing. Zehnmal war ich schon hier, das erste Mal 2011, davon bin ich viermal den ganzen Marathon gelaufen (sonst immer den halben), zuletzt im Corona-Jahr 2020, in dem dieser Marathon mein einziger Wettkampf war.
Eigentlich hatte ich geplant, dieses Jahr mit Denisse wieder den Halbmarathon zu laufen, aber meine Mexikanerin war einfach nicht dazu zu bewegen, im Winter zu trainieren. Und da dachte ich: wenn ich schon alleine laufen muss, dann wenigstens auch gleich den ganzen Marathon. Ziemlich leichtsinnig von mir, denn das Training gestaltete sich alles andere als erfolgreich und in Bad Füssing gilt ein Zeitlimit von 5 Stunden für den Marathon – das habe ich schon über ein Jahr nicht mehr geschafft!
Trotzdem fahren wir bei bestem Wetter am Samstag nach Bad Füssing, besuchen die Johannesbadtherme, in die alle Läufer Samstag und Sonntag kostenlosen Eintritt haben und treffen Helene bei der Pastaparty.
Am Sonntag ist das Wetter genauso schön (allerdings nur 0 Grad) und wir bereiten uns auf einen schönen Lauf vor, der wie immer von Böllerschützen gestartet wird. Kerstin schaut hinter dem Start zu und sieht hunderte von Läufer an sich vorbeiziehen, ganz zum Schluss ein Sehbehinderter mit seinem Begleiter (der blinde Anton, der für gewöhnlich immer hier läuft, ist dieses Jahr nicht dabei).
Beim Marathon kennen wir diesmal nur Helene, Gerhard Wally und Roland Blumensaat, die letzteren beiden laufen in meiner Altersklasse (wir sind alle 1958er Jahrgang). Beim Halbmarathon, der gleichzeitig mit dem Marathon gestartet wird, kennen wir Thomas Rink und den Floh vom Ski-Club Lauf und beim 10km-Lauf, der eine Viertelstunde früher startet, ist noch Rolands Frau Susanne dabei. Diesmal sind also tatsächlich relativ wenige Bekannte anwesend.
Und während im Zielbereich schon die Getränke aufgebaut werden, gehen wir auf unsere erste Runde.
Die Strecke ist in zwei unterschiedliche Runden aufgeteilt: die erste mit 11 km und die zweite mit 10 km. Jeweils die letzten 2 km jeder Runde sind identisch. So kommt man also immer wieder durch den Zielbereich und mein Lieblingsfan Kerstin muss dort nur warten, bis ich vorbeikomme. Nach jeweils 4,5 km auf jeder Runde kommt eine Versorgungsstelle, dazu kommt die im Zielbereich.
Ich hatte mir ein Tempo von ca. 6:40 pro km vorgenommen, tatsächlich bin ich aber viel schneller, so um die 6:20. Egal – es fühlt sich gut an und so laufe ich mir ein kleines Polster für die letzte Runde an, denn mir ist schon klar, dass ich das Tempo nicht halten können werde.
Ich bin gerade etwas über 5 km gelaufen, da rasen schon die ersten 3 Halbmarathon-Läufer durch den Zielbereich und gehen auf die zweite Runde: es sind Erik Hille, Hendrick Pfeiffer und Florian Neuschwander. Die haben ihre ersten 11 km schon hinter sich!
Auf der ersten Runde gibt es eine kleine Begegnungsstrecke, die notwendig ist, damit insgesamt die Marathonstrecke rauskommt und dort sehe ich gerade noch Helene, die heute deutlich flotter läuft als ich und die mir von Anfang an enteilt ist. Kurz danach geht es durch eine enge Unterführung. Wie gut, dass in meinem Tempobereich nicht mehr so viele Läufer da sind!
Gleichzeitig rennt Thomas Rink vom Ski-Club Lauf das erste Mal durch den Zielbogen und ein „Lindwurm“ beendet seine 10 km-Runde
Als ich bei Kilometer 9 ankomme (ich bin immer noch auf der ersten Runde), rast Hendrick Pfeiffer an mir vorbei. Ich weiß noch nicht, dass er es ist und wundere mich nur, dass es hier einen Läufer gibt, der den Halbmarathon in unter 1:05 schafft. Kurz nach ihm folgen Erik Hille und Florian Neuschwander, der heftig pustet und verzweifelt versucht, die anderen beiden einzuholen. Letztlich gewinnt Hendrick nach 1:04:55 den Halbmarathon, gefolgt von Erik in 1:05:36 und Flo in 1:05:57. Das war ein ganz schön enges Rennen!
Ich bleib in meinem Tempo und komme kurze Zeit nach Helene und Gerhard in den Zielbereich.
Ich hab für die ersten 11 km nur 1:10 gebraucht, das war deutlich schneller als ich dachte und es geht mir noch gut. Also weiter. Ein paar Minuten später kommt dann auch die erste Frau vom Halbmarathon ins Ziel: es ist Hendricks Frau Esther, die in 1:14:25 gewinnt. Hendrick und Esther knacken damit beide den bisherigen Streckenrekord.
Auf der zweiten Runde, die an einer Stelle die erste Runde kreuzt, gibt es kurz nach der Kreuzung eine kleine Baustelle. Da wir aber bereits sehr vereinzelt laufen, ist die kleine Engstelle kein Problem.
Derweil laufen Thomas Rink und Floh vom Ski-Club Lauf ins HM-Ziel. Thomas in 1:31:30 und Floh in 1:36:34.
Ich komme auf der zweiten Runde mit Roland (nicht der Blumensaat) ins Gespräch. Er erzählt mir, dass er nur einen Marathon im Jahr läuft (dieser ist also sein Marathon für 2025) und hier fast nicht antreten konnte, weil er noch vor zwei Wochen Probleme mit dem Ischias hatte. Erstaunlich, dass er das noch hinbekommen hat. Wir laufen beide relativ konstant 6:25 pro km und so bleiben wir den Rest der zweiten Runde zusammen.
Überraschenderweise bin ich immer noch im Anfangstempo unterwegs und schaffe den Halbmarathon in 2:15 – das ist schon ziemlich gut. Bei jedem Durchlauf durch den Zielbereich bekomme ich ein Gel von meinem Liebling und mittlerweile spreche ich dann auch der angebotenen Cola zu. Die Sonne scheint immer noch, aber jetzt kommt etwas Wind auf und mir wird etwas kalt. Wie gut, dass der Wind nicht schlimmer wird.
Während ich versuche, auf der dritten Runde das Tempo zu halten (also nochmal die 11 km), kommt der Tempomacher für die 3 Stunden nach exakt 2:59:11 ins Ziel – was für eine Punktlandung! Der Drittplatzierte der Hauptklasse, der Vietnamese Huan Bui schafft das nicht ganz, ist mit 3:06:06 aber auch gut dabei. Es ist dieses Mal ein sehr schneller Lauf: insgesamt 15 Läufer kommen unter 3 Stunden ins Ziel. Der Beste ist Stefan Fruhmann in 2:31:00. Bei den Frauen schafft das nur eine: Petra Pastorová in 2:41:15.
Martin Klugseder beendet derweil seine dritte Runde. Er ist einer der beiden einzigen, die bisher alle 30 Thermenmarathons gelaufen sind.
Ich beende meine dritte Runde nach 3:32. Das ist immer noch eine super Zeit, aber es wird jetzt immer schwerer für mich und ich musste auch bereits die ersten zwei Gehpausen einlegen. Roland läuft wie eine Maschine in gleichbleibendem Tempo und mir auf und davon.
Kerstin hat neben dem obligatorischen Gel noch eine Flasche Cola für mich und das ist gut so, denn an den Versorgungsstellen ist Cola bereits aus. Helene habe ich in der dritten Runde abgehängt, weil sie auf die Toilette musste und etwa 4 Minuten verloren hat. Jetzt kommt sie also kurz nach den beiden Barfußläufern und nach ihr laufen noch Roland Blumensaat und seine Zufallsbegleitung Sabine durch.
Wie erwartet, fallen mir die letzten 10 km wahnsinnig schwer. Im steten Wechsel von Laufen und Gehen steigen die km-Zeiten auf weit über 7 Minuten, aber ich mach mir jetzt keinen Stress mehr, denn ich hab einen sehr komfortablen Vorsprung und sollte die 5 Stunden locker schaffen.
Der rasende Reporter Andreas von marathon4you schafft es in 4:33:52.
Mein Begleiter Roland von der zweiten Runde läuft durch und kommt nach 4:35:14 ins Ziel. Die beiden Läufer, die alle 30 Thermenmarathons geschafft haben, sind nach 4:32:28 (Theo), bzw. 4:41:26 (Martin) im Ziel.
Es ist mir schon mal passiert, dass ich so spät ins Ziel gekommen bin, dass keine Medaillen mehr da waren. Kerstin holt sich deshalb schon mal von der netten Dame je eine „Sicherheitsmedaille“ für mich und Helene.
Ich wundere mich, dass mich Helene nicht einholt. Ich bin schrecklich langsam geworden und versuche mich nur noch mehr schlecht als recht ins Ziel zu kämpfen. Gut einen Kilometer vor dem Ziel werde ich plötzlich von Roland und Sabine überholt. Na super! Gerade einen Platz in meiner Altersklasse verloren. Die beiden kommen direkt vor mir nach 4:48:10 ins Ziel, ich folge dann mit 4:49:50 (Platz 5 von 9 in der M65). Kerstin hat wieder organisiert, dass ich vom Sprecher mit meinen 103 Marathons angesagt werde, wobei es hier ziemlich viele Läufer gibt, die noch wesentlich mehr auf dem Konto haben. Und ich bin gerade im Ziel, da taucht auch schon Helene auf: 4:51:56. Bei ihr war es der 113. Marathon! Und sie gewinnt natürlich ihre Altersklasse.
Das ist prima! So haben wir es alle im Zeitlimit geschafft. Ich hab zwar für die letzten 10 km gut 1:17 gebraucht, aber egal, das war insgesamt wesentlich besser, als ich es je erwartet hatte. Ich bin hochzufrieden und auch ziemlich stolz auf mich.
Ich muss mich erst mal setzen und in Ruhe mein Erdinger Alkoholfrei trinken und plaudere noch ein wenig mit Roland. Er hat nicht alle seine Läufe gezählt, aber ist so bei 500 Marathons bisher!
Wen wir gar nicht mehr gesehen haben, ist Gerhard Wally. Tatsächlich ist er ziemlich eingebrochen und kommt erst nach 5:17:21 ins Ziel. Er hat aber Glück und wird noch gewertet, was für ihn eminent wichtig ist, denn er ist ein regelrechter Marathon-Sammler und hält den Rekord in Österreich mit jetzt 751 Marathons.
Medaillen gibt es heute übrigens genug. Aber man weiß ja nie.
Wir lassen den Tag noch gemütlich in der Therme ausklingen, denn anders als die anderen Jahre bleiben wir diesmal noch eine Nacht im Hotel. So können wir noch gemütlich Abendessen gehen und fahren erst am Montag glücklich und zufrieden nach Hause.