Spreewaldmarathon 27.04.2025 – Auf die Gurke, fertig, los!
Als ich vor 2 Jahren den Rennsteig-Marathon gelaufen bin, war bei der Startnummernausgabe auch ein Stand vom Spreewaldmarathon. Nachdem Kerstin gesehen hat, dass man dort als Medaille eine Gurke bekommt, wollte sie die unbedingt haben! Na gut, dann lauf ich halt mal den Spreewaldmarathon … Dieses Jahr war es dann soweit.
Die Fahrt nach Burg im Spreewald beginnt am Freitag extrem regnerisch. Im Bereich des Erzgebirges ist sogar so dichter Nebel und strömender Regen, dass man gerade so die Autos vor einem sehen kann. Nördlich von Leipzig wird es aber immer besser und als wir hinter Dresden von der Autobahn fahren, scheint schon fast die Sonne und wir können unser Cabrio aufmachen. Ab jetzt haben wir Bombenwetter! Morgens zwar immer kalt, aber strahlender Sonnenschein und im Laufe des Tages angenehm warm.
Wir fahren gleich mal zum Startbereich und holen meine Startnummer bei den freundlichen Helferinnen ab. Anschließend stärken wir uns mit einer für diese Region typischen Plinse, dazu gibt es für Kerstin ein quietschgrünes Gurkenradler.
Der Spreewaldmarathon ist eine Multisportveranstaltung: neben den Läufen über diverse Distanzen (alle am Sonntag) gibt es am Freitag und am Samstag Wanderungen, zum Teil mit Paddeln auf der Spree, am Samstag Radrennen von 50 bis 200 km, Skaten, Tretroller, Longboard, Stand-up Paddeling, Run & Bike, sowie diverse Nacht- und Kinderläufe. Da ist wirklich für jeden was dabei.
Wir machen am Samstag eine 5-stündige Kahnfahrt auf den Spreekanälen und müssen uns dann sputen, um ins Hotel zurückzukommen, denn die Straßen werden für die Skater, Tretroller und Longboards gesperrt, die alle bei unserem Hotel vorbeifahren.
Sonntagmorgen ist es so kalt, dass das Auto noch gefroren ist. Ich mühe mich ab, mit einem Gummiabzieher die Scheibe freizubekommen, denn einen Eiskratzer hab ich nicht dabei.
Beim Frühstück haben wir Astrid und Christof kennengelernt, die für Peppex Reklame laufen (Peppex kennen wir aus Bad Füssing, die machen lustige Laufklamotten und wir haben dort auch schon einiges gekauft; für den Spreewaldmarathon haben sie die Shirts designt). Da die beiden das Auto am Hotel stehen lassen, müssen sie die 4,5 km zum Start zu Fuß gehen (wir können sie ja nicht mitnehmen), während wir bequem mit dem Auto hinfahren. Noch schlimmer finde ich, dass sie ja nach dem Lauf auch wieder die 4,5 km zurück müssen!
Ich muss dann allerdings über eine Stunde im Startbereich warten, weil Kerstin vor den Straßensperren zurück zum Hotel muss. Die Marathonstrecke ist so, dass Kerstin mich diesmal nur am Hotel sehen kann und später (viel später!) dann wieder im Ziel. Es ist zwar sehr frisch, aber in der Sonne ganz angenehm und es gibt sogar ein Versorgungszelt, wo man sich Brote und Getränke holen kann. Als ich die Schlange an der Startnummernausgabe sehe, bin ich froh, diese schon am Freitag geholt zu haben.
Um 8:50 werden die Run&Bike-Teilnehmer auf die Strecke geschickt, um 9:00 dann die Läufer/Walker für 10, 21 und 42 km. Am Startbogen ist eine große Uhr und als diese auf 8:50 springt, laufen und fahren alle schon los – und müssen gleich wieder zurück, weil der Startschuss noch gar nicht gefallen war. Aber wenige Sekunden später geht’s los. Und 10 Minuten später kommen wir Läufer dran.
Es geht wegen der vielen Teilnehmer etwas chaotisch los, aber entzerrt sich ziemlich schnell. Ich bin schon nach 1:20 Minuten über der Startlinie. Es sind etwa 2500 Läufer und Walker, aber nur knapp 300 Marathonläufer. Es wird später also ziemlich einsam werden.
Die 10 km Läufer biegen schon nach 3,8 km ab und sind dann schon mal weg. Alle anderen kommen nach 5 km am Hotel vorbei, wo Kerstin auf uns wartet.
Astrid und Christof sind natürlich wesentlich schneller als ich und längst durch, als ich dort ankomme. Mein Tempo pendelt sich bei 6:40 pro km ein, das ist genau das Tempo, das ich laufen möchte (und das locker für eine Zeit unter 5 Stunden reichen würde). Das Wetter ist traumhaft schön und jetzt auch gar nicht mehr zu kalt. Eigentlich optimal.
Burg ist ein ziemlich weitläufiges Gebiet. Von der Fläche her genauso groß wie Berlin! Wir laufen durch die Ortsteile Kauper und Leipe. In Leipe kommt dann die Abzweigung nach Lübbenau: hier trennen sich Halbmarathon- und Marathonstrecke erst mal, denn wir müssen ca. 7 km nach Lübbenau und wieder zurück laufen.
Die Strecke ist sehr gut markiert, meistens mit Pfeilen auf der Straße und an den kritischen Stellen mit Schildern, die eigentlich nicht zu übersehen sind. In Richtung Lübbenau geht es an einem kleinen Kanal entlang durch den Wald, absolut idyllisch. Der Weg ist aber auch sehr schmal und gerade hier kommen uns die ganzen Run&Bike-Teilnehmer entgegen, zusätzlich zu den ohnehin zahlreich vorhandenen Urlaubern auf Fahrrädern. Aber alles kein Problem.
Der Spreewaldmarathon behauptet, der flachste Marathon der Welt zu sein und nur 4 Höhenmeter zu haben. Na ja, das gilt allerdings nur, wenn man die ganzen Brücken über die Kanäle weglässt. Eigentlich geht es andauernd etwas rauf und wieder runter. Insgesamt hab ich 30 Hm gemessen! Kurz vor Lübbenau geht es dann mit den richtigen Brücken los, die über steile Stufen zu erklimmen sind.
Davon gibt es 7 Stück, über die wir müssen. Ich geh da ganz vorsichtig drüber, trotzdem stolpere ich einmal und es haut mich fast hin. Puh, nochmal Glück gehabt!
Auf dem Rückweg von Lübbenau nach Leipe begleitet mich ein Radler, der gestern die 120 km gefahren ist und heute eine Frau begleitet, die ihren ersten Marathon läuft und schon seit einiger Zeit ein paar hundert Meter vor mir läuft in ziemlich dem gleichen Tempo. Wir unterhalten uns und fachsimpeln ein wenig und so vergeht die Zeit wie im Flug. Am Ende der Pendelstrecke haben wir dann die Hälfte geschafft. Die Uhr zeigt 2:20, ich bin also noch gut in der Zeit, aber es wird jetzt schon langsam anstrengend.
Ich bin sehr froh, meinen Laufrucksack mit eigenem Trinken dabei zu haben, denn die Versorgungsstellen sind mir mit 5 bis 6 km zu weit auseinander und es wird jetzt langsam richtig warm.
Ich laufe jetzt für gut 2 km auf der gleichen Strecke wie die Halbmarathonläufer, aber dann kommt wieder eine Abzweigung und wir müssen eine weitere Zusatzschleife über Boblitz und Raddusch laufen. Diese 8 km sind nicht besonders schön. Es ist ein schmaler Weg mit zwei dünnen Spuren, zwischen denen eine hohe Grasnarbe wächst. Dazu ist alles sehr uneben und ausgewaschen. Die Sonne brennt unerbittlich, es gibt kaum Schatten und zu allem Übel kommt noch ein recht heftiger Gegenwind. Meine km-Zeiten steigen auf über 7 Minuten und ich muss jetzt auch immer wieder mal eine Gehpause einlegen. Bis Kilometer 33, wo diese Schleife endet, hab ich schon 3:50 auf der Uhr und damit ist eine Zeit unter 5 Stunden eigentlich kaum noch drin. Das stört mich allerdings nicht weiter. Auf jeden Fall wird es knapp.
Mein Lieblingsfan ist schon ganz lange im Zielbereich und sieht die Läufer eintrudeln. In Tracht gekleidete Mädels verteilen die als Gurken gestalteten Medaillen: eine grüne Gurke für 10 km, eine silberne für den Halbmarathon und die goldene für den Marathon. Auch die Pokale für die ersten 3 einer AK sind große silberne Gurken. Ist schon eine lustige Veranstaltung!
Christof kommt nach 3:39 als 5. seiner AK ins Ziel, Astrid folgt nach 4:12 und wird damit 3. ihrer AK. Sie freut sich natürlich riesig!
Kurz vor Astrid kommt eine Läuferin rein, die hinten auf ihrem Shirt einen Aufdruck mit Hochzeitsringen und dem Text „Hoffentlich sagt er ja“ hat. Im Ziel macht sie ihrem Angebeteten einen Heiratsantrag (und natürlich sagt er ja).
Ich kämpfe mich weiter über die Strecke. Etwa bei Kilometer 38 haben wir nochmal eine lange gerade Straße mit üblem Gegenwind. Vor mir ist ein junger Läufer, mit dem ich immer wieder die Position tausche (mal geht er, mal gehe ich). Wie ich später erfahre, ist es sein erster Marathon. Die letzte Versorgungsstelle kommt leider erst bei Kilometer 41, was ich viel zu spät finde. Immerhin gibt es noch Cola (seit der VP am Halbmarathonpunkt immer), aber eigentlich hätte ich das schon 2 km früher gebraucht. Die 5 Stunden sind mittlerweile außer Reichweite, aber das ist mir egal. An einer Schleuse vorbei (durch die wir am Samstag mit dem Kahn gefahren sind), eine letzte Brücke mit Treppenstufen und noch ein paar Abzweigungen und dann hab ich es auch geschafft.
Die Zeit: 5:08.10, gar nicht mal sooo schlecht. Leider gibt es für uns kein Krombacher Alkoholfrei mehr. Am Versorgungszelt treffe ich Tanja, die mich an einer der Treppen noch zum Treppentraining animieren wollte und 5 Minuten vor mir ins Ziel gekommen ist.
Auch bei ihr ist es der erste Marathon. Lauter Ersttäter hier. Den Radler, der mich eine Weile unterhalten hat, sehe ich leider nicht mehr, schade.
Der junge Tobias, mit dem ich mir die ganzen Positionswechsel geliefert hatte, hat noch ein Bier ergattert und gibt mir die Hälfte ab, vielen Dank dafür! Er war kurz vor mir im Ziel, aber ist offenbar weiter vorne gestartet, denn in der Zeit liegt er ein paar Sekunden hinter mir.
Die große Überraschung dann beim Urkundendruck: ich hab tatsächlich noch den 3. Platz meiner AK geschafft und bekomme dafür auch so einen großen Pokal! Das ist ja super! Und auch Tobias freut sich mit mir.
Eine goldene Gurke am Medaillenband und eine große silberne Gurke als Pokal, das ist doch eine gute Ausbeute. Hat sich der Tag ja richtig gelohnt. Hocherfreut fahren wir zurück zum Hotel und treffen am Pool noch Astrid und Christof. Gemeinsam mit Astrid freuen wir uns über den dritten Platz. Jetzt heißt es genießen und erholen, denn in einer Woche muss ich schon wieder einen Halbmarathon laufen: den Weltkulturerbelauf in Bamberg!
Der Sieger schafft es in 2:46, die erste Frau in 3:16, hier laufen schließlich keine Afrikaner mit.