Seenlandmarathon 17.09.2017

Zufällig sehe ich auf einer Veranstaltungsliste, dass der Seenlandmarathon wieder ansteht. Eine gute Gelegenheit, um zu testen, wie es mir auf einem Halbmarathon ergeht (für einen ganzen Marathon bin ich leider immer noch nicht fit genug).

Den letzten Seenlandmarathon bin ich 2012 zusammen mit Andrea gelaufen, damals noch den ganzen Marathon, siehe Seenlandmarathon 2012. Das war gleichzeitig der letzte Wettkampf, den ich gemeinsam mit Andrea bestritten hab. Zwei Wochen vor dem diesjährigen Termin gelingt es mir, sie erneut zu einem Start zu motivieren – allerdings nur, weil es diesmal nur ein Halbmarathon wird. Sie meint, sie sei völlig untrainiert. Das kommt mir entgegen, denn ich bin ja auch noch nicht sonderlich fit und werde sicher nicht besonders schnell laufen können.

Sonntagmorgen regnet es in Strömen. Der Halbmarathon startet aber erst um 11 Uhr und als wir uns auf den Weg zum Start machen, ist es längst trocken geworden und die Sonne kommt raus. In der Sonne ist es so warm, dass ich sofort wieder mein Unterhemd ausziehe – eine sehr gute Entscheidung!

Andrea und ich beschließen, eine Zeit von 2:15 anzugehen. Das klingt machbar und den dafür nötigen Kilometerschnitt von 6:20 konnte ich im Training schon einige Male laufen. Tatsächlich gibt es sogar einen Tempoläufer für diese Zeit. Wir reihen uns aber am Start vor diesem Tempomacher ein, denn insgeheim wollen wir ja etwas schneller sein als er.

Beim Startschuss fliegen ganz viele Papierschnipsel in die Luft und dann setzen sich etwas über 1000 Halbmarathonläufer in Bewegung. Die Marathonis sind übrigens schon vor 2 Stunden gestartet – da werden wir nur noch die langsamsten sehen.

Als Erstes geht es leicht bergauf und anschließend bergab in einem Bogen um Mandlesmühle an den Damm vom Brombachsee. Vom Start weg laufen wir ein Tempo von 6:10 und leicht darunter; das ist zwar etwas schneller als wir eigentlich wollten, aber fühlt sich ganz gut an. Nach etwa 3 km geht es auf den Damm hoch, wo Kerstin schon auf uns wartet. Sie ist schon vor dem Start den direkten Weg hochgegangen.

Oben bereits die erste Versorgungsstelle und ich schau mal rüber ans andere Ufer, wo wir ja hinmüssen. Oje, das sieht aber ganz schön weit aus!

Wir passieren den Uferweg bei Allmannsdorf und vor uns taucht ein Läufer mit einer Bierdosenkonstruktion auf dem Kopf auf. Ich wage ja zu bezweifeln, dass ihm das auf dem weiteren Weg besonders hilft.

Wir sind extrem konstant mit 6:07 pro Kilometer unterwegs. Da es sich sehr gut anfühlt, bleiben wir dabei. Das Wetter ist wunderbar, schön sonnig und trotzdem kühl. Optimal für uns! Ich habe zwar dauernd das Gefühl, dass Andrea locker schneller laufen könnte, aber ihr reicht das offenbar auch.

Bei Enderndorf kommt eine große Versorgungsstelle (9 km bis hierher). Wir sind super unterwegs, Andrea hat schon ein (eigenes) Gel zu sich genommen und ich schnapp mir eins von der Versorgungsstelle, was allerdings ziemlich scheußlich schmeckt. Wir laufen jetzt über den Damm zum Igelsbachsee und kurze Zeit später über den Damm zum Kleinen Brombachsee. Bereits mehr als die Hälfte geschafft und wir sind immer noch im absolut gleichbleibenden Tempo unterwegs. Jetzt kommt eine kurze Pendelstrecke, die ich nutze, um ein Bild von Andrea von vorne zu bekommen.

Die Marathonläufer müssen tatsächlich noch eineinhalb Kilometer weiter die Pendelstrecke laufen, denn bei der nächsten Kilometermarkierung haben sie 3 km mehr als wir. Da hätte ich heute ja keine Lust drauf gehabt.

Als nächstes passieren wir das Wildschweingehege, auf das ich schon gewartet habe. Tatsächlich sehen wir zwei Bachen mit ein paar Frischlingen direkt am Zaun!

Und jetzt kommt neben dem Anfangsdamm die einzige nennenswerte Steigung der Strecke. Sie ist allerdings ziemlich langgestreckt und zieht sich fast über einen Kilometer hin. 2012 bin ich hier auf der zweiten Runde ziemlich eingegangen und musste viel gehen (Andrea auch). Aber heute läuft es ganz gut, auch wenn mir das jetzt schon ziemlich schwerfällt. Andrea merkt das wohl auch und bietet mir an, ihr letztes Gel mit mir zu teilen.

Das Gel ist flüssiger, als ich erwartet habe, ich verschlucke mich dran und muss fürchterlich husten. Zu allem Übel ist es ziemlich salzig. Andrea meint, sie wollte mir doch nur was Gutes tun. Es dauert etwa 200 Meter, bis meine Husterei wieder aufhört. Kurze Zeit später setzt bereits die Wirkung ein. Wahnsinn! Auf einmal muss ich nicht mehr laufen, ich schwebe! Wir überholen das Paar, das bereits fast seit dem Start immer vor uns läuft und holen locker wieder den Rückstand auf, den uns das Bergauflaufen eingebrockt hatte.

Am Seehotel stehen Andreas Mann Dieter und ihre beiden Neffen, die sie gleich mal an die Hand nimmt und loszieht. Ich muss sie bremsen, denn sie gibt auf einmal mächtig Gas. Noch haben wir 5 km vor uns, da müssen wir uns zurückhalten. Immer wieder überholen wir langsame Marathonläufer.

Wir wissen ja, dass es am Ende bergab geht und träumen schon von einer Zeit unter 2:10 Stunden. Zwischen Kilometer 19 und 20 geht es aber erst mal noch heftig bergauf. Ich gebe Gas (Andrea hält locker mit), unterschätze aber, wie lang die Steigung ist. Mist! Jetzt hab ich meine Kraft verpulvert und muss ganz schön leiden, um die restliche Steigung noch im Laufschritt bewältigen zu können.

Andrea rechnet neben mir fieberhaft, ob es für eine Zeit unter 2:10 reicht. Klar ist, dafür müssen wir noch mal Gas geben. Jetzt geht es bergab, am Anfang jedoch so steil, dass ich auf meine Knie aufpassen muss. Als es dann flacher wird, werden wir immer schneller. Ein Blick auf die Uhr offenbart, dass es knapp wird, also nehmen wir die Beine in die Hand und rennen, was geht. Vorbei an der Samba-Band auf die Straße, von der aus man das Ziel schon fast sehen kann.

Und es reicht! Andrea will sich von den beiden Mädels, die wir oben an der Steigung noch überholt hatten, nicht mehr einholen lassen und überquert 2 Sekunden vor mir in 2:09:04 die Ziellinie, ich dann in 2:09:06.

Den letzten Kilometer sind wir in 5:18 gelaufen, das war für mich schon ganz schön grenzwertig und ich bin jetzt auch ziemlich k.o. In Summe sind wir aber absolut konstant gelaufen, was man auch auf dem Höhen-Tempo-Profil sieht, das meine Uhr aufgezeichnet hat (die Zacken sind die Versorgungsstellen).

Ein wunderbarer Lauf in einer wunderschönen Landschaft. Gut organisiert, sehr gute Versorgung und einige Zuschauer. Sehr empfehlenswert!