2. Etappe: Lech – St. Anton am Arlberg

Wie jeden Tag müssen bereits 2 Stunden vor dem Start die Taschen im Hotel bereitgestellt werden. Am Start können wir jeden Tag High 5 Gel in ein kleines Fläschchen abfüllen, das bei den Startutensilien dabei war. Eine gute Idee, ersetzt das doch ca. 4 Geltüten und verhindert eben auch den entsprechenden Müll. Außerdem kann das an jeder Versorgungsstelle nachgefüllt werden (allerdings können wir das Zeug nach den 8 Tagen nicht mehr riechen – bähhh!).

Das Wetter ist leider genauso schlecht wie vorhergesagt. Pünktlich zum Start fängt es zu regnen an, sodass auch ich gleich die Regenjacke anziehe, was ich wegen des ersten Aufstiegs eigentlich vermeiden wollte.

Die zweite Etappe wird von allen Läufern massiv unterschätzt – auch von uns. Sie hat „nur“ 24,7 km, aber 1899 Hm und anfangs wollen wir nicht so recht wahrhaben, dass das ebenfalls eine schwierige Etappe werden könnte. Am Anfang steht der fast 1000 Meter hohe Aufstieg von Lech zur Rüfikopf-Bergstation der Seilbahn. Die kenne ich vom Skifahren, so wie ich heute das gesamte Gebiet aus dem Skiurlaub kenne. Kerstin, unsere Begleiterin und treuester Fan schwebt bequem mit der Seilbahn hinauf und erwartet uns oben.

Das Wetter ist sehr durchwachsen: immer wieder regnet es, Nebelschwaden ziehen durch und es ist kalt. Flohs Erkältung ist leider nicht besser geworden, so dass wir langsam und stetig bergauf stapfen. Während Kerstin auf dem Rüfikopf diverse Bekannte begrüßt (die Whiskytrailers, die beiden Spanier, von denen wir Andres vom 4Trails kennen, Wendel und den Amerikaner JD, der jeden Tag in seinem Stars-and-Stripes-Dress läuft und alle mit seiner extrem guten Laune unterhält), kommen wir auch irgendwann durch den Nebel am Gipfel an.

Nach dem Aufstieg wollte ich etwas flotter vorankommen, doch leider bremsen uns jetzt im hinteren Läuferfeld, in dem wir uns befinden, die vielen unerfahrenen Teilnehmer aus. Der Abstieg ist schwierig, steil, teilweise mit kleinen Kletterpassagen und wegen dem nassen Wetter sehr rutschig. Viele Teilnehmer haben gewaltige Schwierigkeiten, stolpern und rutschen herum, dass es eine Pracht ist und ich frage mich, ob die jemals schon mal im Hochgebirge unterwegs waren. Mehrfach haben wir minutenlange Staus.

Wir überholen, wo es geht und kurz vor der Versorgungsstelle kommt sogar für kurze Zeit die Sonne raus. Ich treffe den „Gripmaster“ Stefan Repke, der wie immer zum Filmen und Fotografieren abkommandiert ist.

Der anschließende Aufstieg zum höchsten Punkt, dem Valvagehrjoch auf 2543 m ist sehr mühsam, da mehrere Kletterstellen zu meistern sind. Heftiger Regen kommt wieder auf, der sich weiter oben in einen kleinen Schneesturm verwandelt. Die Temperatur um den Gefrierpunkt. Die Teilnehmer vor uns haben große Schwierigkeiten an den Kletterstellen und treten auch immer wieder mal kleine Steinlawinen los. Irgendwann wird mir das zu gefährlich und ich klettere einfach seitlich auf die Felsen raus und überhole damit bestimmt zwei Dutzend Läufer.

Nach einem langen und steilen Downhill auf der Skipiste nach St. Anton (für die Skifahrer: an der Ulmer Hütte vorbei, durch das Steißbachtal und die Talabfahrt an der Sennhütte vorbei) kommen wir schließlich nach 6:45:24 (für knapp 25 km!!!) völlig verdreckt, nass und durchgekühlt ins Ziel.

Da trifft es sich gut, dass ein paar findige Leute vom Goretex-Stand eine „Schuh-Waschanlage“ aufgebaut haben. Das ist jetzt genau das Richtige.